Wildwuchs-Jugendfreizeiteinrichtung eingeweiht
Bau-Odyssee nach sechs Jahren endlich beendet

Symbolische Schlüsselübergabe. Von links: Baustadtrat Thorsten Schatz, Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend in der Senatsbildungsverwaltung (beide CDU), Stephan Machulik, Frank Bewig, Carola Brückner und Tanja Franzke.  | Foto: Thomas Frey
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  • Symbolische Schlüsselübergabe. Von links: Baustadtrat Thorsten Schatz, Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend in der Senatsbildungsverwaltung (beide CDU), Stephan Machulik, Frank Bewig, Carola Brückner und Tanja Franzke.
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Am Ende einer langen Baugeschichte konnte am 22. Januar der Neubau der Jugendfreizeiteinrichtung an der Götelstraße endlich eingeweiht werden. Ursprünglich sollte die Eröffnung bereits im Jahr 2018 stattfinden.

Mehrere weitere Termine konnten jedoch auch nicht gehalten werden. Grund waren ausgeprägte Pleiten, Pech und Pannen wie ein Wassereinbruch im Kellerfundament oder ein Bombenfund. Auch mit „persönlichen Schicksalen bei den Planern“, erklärte Jugendstadträtin Tanja Franzke (CDU) bei der Einweihung, den Zeitverzug.

Der neue Wildwuchs. | Foto: Thomas Frey
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Auch die Kosten explodierten. 2016 wurde mit 4,2 Millionen Euro gerechnet, bei den Planungen davor waren es 3,6 Millionen. Die Kosten haben sich seither mehr als verdoppelt, auf jetzt ziemlich exakt 8,547 Millionen Euro. Finanziert wurde der Neubau von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aus dem Bundes- und Landesprogramm „Lebendige Zentren und Quartiere“. Die Frage, woher die Mittel für die Mehrausgaben kommen sollen, spielte bei manchen Verzögerungen ebenfalls eine Rolle.

Stephan Machulik (SPD) war als Spandauer Jugendstadtrat bis 2021 mehrere Jahre mit der Bauodyssee beschäftigt. Seit 2023 ist er Staatssekretär für Wohnen und Mieten in der Stadtentwicklungsverwaltung. Er kennt das Projekt daher aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Als „harten Weg“ beschrieb Machulik das vergangene Wildwuchs-Jahrzehnt, das aber dank des Engagements vieler Beteiligter zum Abschluss gebracht worden sei. Das Motto habe gelautet „wir bringen es zu Ende, egal wie viele Haare wir verlieren“, sagte der Staatssekretär, der Glatze trägt. Trotz aller Schwierigkeiten sei das Geld hier „gut investiert“. Auch Bürgermeister Frank Bewig (CDU) ging in seiner Rede auf den langen Wildwuchs beim Wildwuchs ein. Strukturen und Vorgaben bei Bauvorhaben seien ein Hemmschuh, wie an diesem Beispiel sollten eigentlich aufgearbeitet werden, um aufzuzeigen, „wo man verbessern muss“.

Rückseite des Gebäudes mit den Außenanlagen. Auch hier ist noch ein Baugerüst zu erkennen. | Foto: Thomas Frey
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Der Neubau der Jugendfreizeiteinrichtung Wildwuchs hat über zwei Etagen verteilt eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern. 280 Jugendliche können sich gleichzeitig aufhalten, rund dreimal so viele wie im alten Gebäude.

Zu den Angeboten von Wildwuchs gehören eine Turnhalle mit Kletterwand, ein Fitnessraum, ein Bereich für Tanz und Gymnastik und ein Beachvolleyballfeld. Auch Kanutouren auf der Havel sind unter anderem möglich. Neben Sport und Bewegung als wichtigem Schwerpunkt, gibt es aber auch Raum für E-Gaming, Kunst oder einfach zum Reden oder um Gleichaltrige zu treffen. Und es geht um Partizipation.

Die Kletterwand in der Sporthalle. | Foto: Thomas Frey
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Die pädagogischen Schwerpunkte der Einrichtung, die es seit 1998 gibt, seien das Ergebnis einer Befragung von über 2000 jungen Menschen im vergangenen Jahr, erklärte Jugendstadträtin Tanja Franzke. Details zum Gebäude und der Außenanlagen seien unter Mitwirkung der Nutzerinnen und Nutzer erarbeitet worden. Außerdem wird das Spandauer Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüro in das Gebäude einziehen. Das Team der Einrichtung unter der Leitung von Alexandros Kallias besteht aus pädagogischen Fachkräften, Erzieherinnen und Sozialarbeitern, von denen übrigens einige einst selbst Besucherinnen und Besucher waren.

Kunst am Treppenaufgang. | Foto: Thomas Frey
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In mehreren Redebeiträgen wurde bei der Einweihung betont, dass die Einrichtung ein ganz wichtiges Projekt für die Spandauer Jugendarbeit und speziell für die Jugendlichen in der Wilhelmstadt sei. Mit ihr werde auch den Herausforderungen des wachsenden Bezirks Rechnung getragen. „Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht richtig gut ist, ist es noch nicht zu Ende“, hatte Stephan Machulik in seiner Rede formuliert.

Allerdings ist das Bauvorhaben noch nicht ganz fertig. Das bezieht sich weniger auf die noch nicht installierte Klingel, Briefkasten und Sprechanlage. Vielmehr wurde kritisiert, dass die geplante Photovoltaikanlage auf dem Dach noch fehlt. Die Grünen-Fraktion in der BVV erinnerte daran, dass seit 1. Januar 2023 eine Solarpflicht für Neubauten sowie umfangreiche Dachumbauten in Berlin existiere.

Der Fitnessraum. | Foto: Thomas Frey
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Die Solarpflicht sei erst während der schon lange laufenden Bauarbeiten beim Wildwuchs in Kraft getreten, begründete Hochbaustadträtin Dr. Carola Brückner (SPD) auf Nachfrage des Spandauer Volksblatts die bisher nicht vorhandene Energieversorgung per Photovoltaik. Aber sie sei vorgesehen. Der Bezirk bemühe sich aktuell um Fördermittel. Danach folge die Ausschreibung und die Vergabe. Wenn alles einigermaßen gut laufe, könnte die Anlage im Frühjahr kommenden Jahres eingerichtet sein.

Das noch nicht fertige Windrad vor dem Gebäude. | Foto: Thomas Frey
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Ein anderes Provisorium vor dem Gebäude ist dagegen beabsichtigt. Dort befindet sich eine halbfertige Wetterfahne in Windradform. Sie ist der Kunst am Bau-Beitrag für die Einrichtung. Der Künstler hat sie ganz bewusst nicht fertiggestellt. Denn das soll zusammen mit den Wildwuchs-Jugendlichen passieren.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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