Zum Schutz der Tiefwerder Wiesen: Zäune bleiben auch ohne Büffel verschlossen

Die Wasserbüffel gelten als natürliche Rasenmäher und ersetzen in den Tiefwerder Wiesen auf einem Areal von rund 15 Hektar die Mahd. | Foto: Christian Schindler
  • Die Wasserbüffel gelten als natürliche Rasenmäher und ersetzen in den Tiefwerder Wiesen auf einem Areal von rund 15 Hektar die Mahd.
  • Foto: Christian Schindler
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Das Bezirksamt hat den Wunsch einer Anwohnerin abgelehnt, die umzäunten Weideflächen der Tiefwerder Wiesen im Winter für Spaziergänger zu öffnen – also immer dann, wenn keine Wasserbüffel dort weiden.

Seit etwa sechs Jahren grast eine Herde Wasserbüffel auf einem gut 15 Hektar großen Areal auf den Tiefwerder Wiesen und zwar immer vom Frühjahr bis zum Herbst. Damals hatte der Bezirk das Projekt zur natürlichen Beweidung des Landschaftsschutzgebietes gestartet. Die Weideflächen sind umzäunt, also für Spaziergänger tabu, was aber offenbar nicht jedem gefällt.

So schlug eine Anwohnerin in der März-Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung in ihrer Einwohneranfrage vor, die umzäunten Areale analog zu den Rieselfeldern in Berlin-Buch zumindest in den Phasen für Erholungssuchende zu öffnen, in denen keine Tiere darauf grasen. Umweltstadtrat Andreas Otti (AfD) wies das Anliegen von Bettina Knape zurück, und erklärte auch, warum. So seien die Tiefwerder Wiesen 1960 wegen ihres hohen Artenreichtums als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden. Das habe zwar Naherholungswert, sei als naturnahes Auwald-Ökosystem aber für das allgemeine Betreten weder vorgesehen noch geeignet. Sprich, Spaziergänger müssen sich auf dem vorgeschriebenen Holzbohlen-Rundweg halten. „Für Erholungssuchende gibt es außerhalb der umzäunten Weideflächen genug Platz“, sagte der Umweltstadtrat, weshalb der Gang auf die Weideflächen für ein Naturerlebnis nicht zwingend erforderlich sei. Zudem seien die Flächen in feuchten Wintern sehr nass.

Unterschiede zu den Rieselfeldern in Buch

Was die Hobrechtsfelder Rieselfelder in Buch betrifft, so sind diese laut Stadtrat um eine Vielfaches größer als die Tiefwerder Wiesen. „Damit ist zwischen Mensch und Büffel ein viel größerer Abstand möglich.“ Außerdem würden die Tiere aufwendig kontrolliert, weil die Beweidung dort ein Forschungsprojekt sei. Auf den Tiefwerder Wiesen sei dieser Aufwand hingegen nicht leistbar. Auf den Rieselfeldern in Buch beweiden die tierischen Landschaftsgestalter rund 820 Hektar. Die Areale sind umzäunt, über 50 Tore aber für die Besucher zugänglich.

Die Anwohnerin wollte außerdem wissen, ob es möglich ist, noch nicht umzäunte Flächen in den Tiefwerder Wiesen in Kooperation mit lokalen Anrainern zu pflegen. Auch auf diese Frage gab es ein deutliches Nein. Weil es sich bei den Wiesen um eine Naturlandschaft handele, müsse der Einfluss des Menschen auf ein Minimalmaß beschränkt bleiben. „Eine andere Pflege als die mit Wasserbüffeln ist deshalb nicht möglich und auch nicht vorgesehen“, so Otti.

Renaturierung in den 80er und 90er Jahren

Die Tiefwerder Wiesen liegen zwischen Südhafen, Heerstraße und Havelchaussee. Das Gebiet mit seinen weitläufigen Wiesenflächen, Havel-Altarmen, Röhricht-Ufern und Auwald ähnlichen Gehölzen wurde in den 1980er und 1990er Jahren für rund 1,6 Million Euro renaturiert. Fahrdämme und Uferverbauungen verhinderten damals den ungehinderten Wasserabfluss und führten so, auch wegen der zunehmenden Verlandung der Wiesenflächen, zu einem erheblichen Artenrückgang. Zwischen 2012 und 2015 ließ der Bezirk die Tiefwerder Wiesen ökologisch aufwerten und kündigte dafür unter Protest die Pachtverträge mit Kleingärtnern der Kolonie „Klein-Venedig“. Mit Fördermitteln in Millionenhöhe wurden in dem Landschaftsschutzgebiet dann kontaminierte Böden, Fundamente und störende Verbauungen entfernt. Die Wiesen gelten heute als das letzte natürliche Überflutungsgebiet Berlins. Die Wasserbüffel sollen für die Offenhaltung dieser Naturlandschaft sorgen. Die Kosten hierfür trägt der Bezirk, finanziert vom Land Berlin.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

53 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 571× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.163× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.