Qualifizierungsgesellschaft stellt Pilotkurs vor
Spandau. „Orient-Projekt“ nennt sich ein Qualifizierungskurs für Menschen mit Migrationshintergrund, den die Spandauer haqua Gesellschaft neu im Angebot hat. Um die morgenländische Kultur geht es dabei aber nicht.
Bunte Luftballons rahmen die Türen, es duftet nach leckerem Essen, in den Fluren und Zimmern wuseln Leute herum - die Mienen sind angespannt bis vorfreudig: Bei der haqua Qualifizierungsakademie im Grünhofer Weg 18 steht an diesem Märzmorgen der erste Orient-Projekttag an, und alle Beteiligten wollen, dass die Präsentation ein Erfolg wird. Tagelang haben die Kursteilnehmer den Tag akribisch geplant und vorbereitet. Nun möchten sie Freunden und Verwandten, Arbeitsvermittlern und potenziellen Arbeitgebern zeigen, was sie in den vergangenen Wochen gelernt haben.
Zum ersten Mal hat die Spandauer haqua Qualifizierungsakademie GmbH das Orient-Projekt für arbeitsuchende Menschen mit Migrationshintergrund angeboten. Ziel der Maßnahme: die Teilnehmer für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen. Den Pilotkurs besuchten zwölf Frauen und Männer aus Afghanistan, Pakistan, Ghana, Vietnam, Russland, Polen, Slowenien und der Türkei. „Orient steht eigentlich für Orientierung“, erklärt haqua-Geschäftsführerin Margit Kraft den etwas irreführenden Namen. „Dass er für Außenstehende auch nach etwas Fremdländischem klingt, passt doch aber ganz gut.“ Das neue Qualifizierungsprojekt beginnt jeweils mit einem achtwöchigen Sprachkurs, in weiteren acht Wochen geht es in den unterschiedlichsten Bereichen ans Lernen: Grundlagen in puncto deutsche Gesellschaft und Kultur sind ebenso Inhalt wie EDV-Basics und Recht. Außerdem auf dem Kursplan: Jobrecherche, Bewerbungstraining, Potenzialanalyse und Stilberatung. „Äußerlichkeiten sind aber weniger das Problem“, sagt Margit Kraft. „Häufiger sind es die ganz persönlichen Baustellen und Hemmnisse, die jeder Mensch hat, unsere Klienten besonders.“ Im Orientierungskurs gehe es daher auch darum, dass die Teilnehmer mit ihren Erlebnissen, Barrieren und Ängsten umzugehen lernen. Und nicht nur von den Dozenten, sondern auch voneinander lernen, was diesmal wunderbar geklappt habe. „Es war schön zu sehen, wie sie sich zusammengerauft haben“, erzählt Dozentin Tatjana Witte. „Nach wenigen Tagen war das Vertrauen da, dann haben sie über ihre Sorgen gesprochen, sich gegenseitig getröstet und geholfen. Inzwischen sind sie eine richtige Gemeinschaft.“
Als solche präsentieren sich die „Orientler“ auch beim Projekttag. Vor allem viel Selbstvertrauen hätten sie gewonnen haben, lautet das einhellige Fazit. „Ich wusste gar nicht, was ich alles kann“, sagt Gladys Antwi aus Ghana. „Aber jetzt bin ich sicher: Ich finde eine Arbeit und kann auf eigenen Beinen stehen.“
Dass sie sich für einen Job im Gastronomie-Bereich interessieren, haben die meisten Teilnehmer des ersten Orient-Kurses im Laufe der Wochen herausgefunden – und mit einem selbstgemachten Buffet am Projekttag eine 1-A-Bewerbung abgeliefert.
Gladys Antwis gebackene Kochbananen sind im Handumdrehen weggeputzt, ebenso schnell leert sich der riesige Topf mit vietnamesischer Sauer-Scharf-Suppe vom Kollegen Thai-Bao Bui. Das Ringfleischgericht „Rulo Stefani“ von Nurseval Adil überzeugt Patrick Szijártó fast so sehr wie die Tatsache, dass der gebürtige Bulgare bereits über Gastronomie-Erfahrung verfügt. Szijártó, Betriebsleiter der Catering-Firma Menüpartner GmbH, sucht gerade nach Verstärkung. „Gute Leute können wir in unserem Team immer gebrauchen.“ bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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