Sagenhaftes Denkmal
Der Jaczo-Turm erzählt ein Stück Stadtgeschichte

Sitzgruppe mit Ausblick: Bänke laden am Turm zum  Päuschen ein.    | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Sitzgruppe mit Ausblick: Bänke laden am Turm zum Päuschen ein.
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In der Wilhelmstadt erinnert auf der Grenze zu Gatow ein Denkmal daran, wie der Slawenfürst Jaxa (Jaczo) von Köpenick 1157 auf der Flucht vor Albrecht dem Bären in voller Rüstung durch die Havel schwamm.

Die Jaczo-Schlucht ist ein idyllisches Plätzchen. Kein weitläufiger Park, aber durchaus romantisch, mit hochgewachsenen Eichen und Sitzbänken am Wegesrand. Viele Jahre versperrte ein Maschendrahtzaun den Zugang. Heute  führt ein schmaler Wanderweg an der Südspitze der Weinmeisterhöhe, kurz nach der Havelklinik an der Gatower Straße hinunter zur Havel.

Flucht vor Albrecht dem Bären

Mitten in der Schlucht steht der aus groben Kalksteinblöcken erbaute Jaczo-Turm. Ein eingelassenes Relief erzählt kurz die mittelalterliche Geschichte. Hier soll sich vor 861 Jahren Jaczo von Köpenick mitsamt seinem Pferd und schwerer Rüstung auf der Flucht vor dem Askanier Albrecht der Bär in die Havel gestürzt haben und hinüber zur heutigen Schildhorn-Halbinsel geschwommen sein – so berichtet es die Sage. Zu sehen ist, wie sich Jaczo nach seinen drei Verfolgern umblickt. Mit seiner rechten Hand umklammert er eine aufgerichtete Lanze, die linke trägt den Schild, den Jaczo später in den Fluten hoch über den Kopf hält und den bis dahin verhassten Christengott um seine Rettung anfleht. Für die Geschichte um Jaczos Flucht gibt es allerdings keinen historischen Beleg.

Unter dem Relief ist eine zweigeteilte Sandsteinplatte mit einer dreizeiligen Inschrift zu erkennen. Ein zweites kleines Relief über der Tür des Turms zeigt einen Bären in einem rechteckigen Wappen.

Wann entstand der Turm?

Der vier Meter hohe Rundturm steht heute unter Denkmalschutz. Wann genau er errichtet wurde, ist nicht ganz eindeutig. Laut dem Kunsthistoriker Harry Nehls wurde der Turm 1914 von einem Spandauer Bürger in Auftrag gegeben und privat finanziert. Die Berliner Denkmaldatenbank, die den Turm als Baudenkmal listet, datiert das Bauwerk hingegen auf 1890/1910.

Fest steht jedoch, dass Zeit und Vandalismus an dem Turm nagten. Der Sockel bröckelte, Moos bewuchs den Stamm, und nur zwei Zinnen blieben auf dem von der städtischen Denkmalpflege vergessenen Bau zurück. Erst zum Tag des offenen Denkmals 2011 rückte der Turm wieder ein Stück weit ins öffentliche Bewusstsein. Der „Förderverein Historisches Gatow“ beschloss die sagenhafte Geschichte des Ortes mit einem Jaczo-Fest besser publik zu machen und veranlasste auf eigene Kosten die Restaurierung des Turms. Heute zieren ihn wieder alle 13 Zinnen. Noch nicht instand gesetzt ist der frühere Wasserfall, der sich von der Straße aus etappenweise 200 Meter weit in die Schlucht ergoss. In der Wilhelmstadt ist auch die Jaczostraße nach dem Fürsten benannt. Der schmale Wanderweg führt durch die Jaczo-Schlucht hinunter zur Havel.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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