Willy Brandts Sohn in Spandaus SPD: Raed Saleh überzeugte Peter Brandt
Wilhelmstadt. Die Spandauer SPD hat einen prominenten Neuzugang: Peter Brandt, ältester Sohn des Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt.
Die Ähnlichkeit ist unverkennbar: Peter Brandt sitzt im Bürgerbüro des SPD-Abgeordneten Raed Saleh unter einem Porträt des jungen Willy Brandt, gemalt vom in Berlin lebenden Künstler Detlef Waschkau. Der Vorsitzende der SPD-Abgeordnetenhaus-Fraktion und Spandauer Kreisvorsitzende Saleh mag es, fast täglich sein großes Vorbild zu sehen. Jetzt ist er mit Willy Brandt noch intensiver verbunden: Er hat Peter Brandt, Willy Brandts ältesten Sohn, in seinen Kreisverband geholt.
Das ist nicht selbstverständlich, denn erstens hat Peter Brandt, der lange an der Fernuniversität Hagen eine Professur für Neuere Geschichte innehatte, immer noch ein Büro in der westfälischen Stadt, und wenn er privat in Berlin nach Hause kommt, dann ist das in Wilmersdorf. Doch wenn es wichtige Gründe gibt, können Sozialdemokraten auch dort politisch aktiv werden, wo sie nicht wohnen oder regelmäßig arbeiten.
Diese wichtigen Gründe sehen der 67-jährige Brandt wie Saleh in einem weitgehenden Einverständnis über politische Fragen. Beide treibt die Frage um, wie ein Gemeinwesen funktionieren kann, wenn seine Mitglieder aus verschiedenen Kulturen kommen. Saleh griff dabei auf den Begriff der „Leitkultur“ zurück, aber nicht in dem Sinne, deutsche Kultur und Tradition abzugrenzen gegen die von Einwanderern, sondern als Plattform aus Regeln, Respekt und Neugier, die die Rechte aller wahrt. Peter Brandt hat sich immer wieder mit dem Begriff der Nation auseinandergesetzt, und wurde dafür oft heftig von links attackiert, zum Beispiel, als er den vom SPD-Hintergrunddienst als Rechtsradikalen bezeichneten Publizisten Wolfgang Venohr als „eigenständigen Geist“ würdigte.
Der zurückhaltend und bedächtig formulierende Peter Brandt geriet nicht nur von links unter Beschuss. Zu Zeiten der Außerparlamentarischen Opposition der 1960er und 1970er Jahre stand er sogar vor Gericht, da war es dann „seine SPD“, die er zeitweise verließ und die ihm zu rechts war. Sein Verhältnis zu seinem berühmten Vater damals bezeichnet er heute als „persönlich gut, politisch gestört, aber nicht feindselig“.
Saleh, der bei mehreren Veranstaltungen mit Peter Brandt in Kontakt kam, verspricht sich von Brandt „Input“ für die politische Diskussion. Und Brandt sucht diese in einem Kreisverband „mit angenehmen Menschen“. In der Spandauer SPD sieht er noch die Mischung aus Arbeitnehmern und kleinen Selbständigen, die einst Kennzeichen der SPD war. Brandt ist Mitglied in der Abteilung Wilhelmstadt, der der Fraktionsvorsitzende in der Bezirksverordnetenversammlung, Christian Haß, vorsteht. CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.