Projekt-Team checkt in Lokalen den Jugendschutz
Das "Croatia Eck" am Metzer Platz macht einen guten Eindruck. Hinter dem Tresen hängt eine Fassung des Jugendschutzgesetzes und in der Karte ist mindestens ein alkoholfreies Getränk am billigsten. Vuletic Josip kennt die Vorschriften. "Minderjährige bekommen bei mir keinen Alkohol", versichert der Restaurant-Chef.
Peter Kirschnick und Jürgen Springer sind zufrieden. Die beiden Männer in den knallroten T-Shirts gehören zum Spandauer Projekt-Team der "Kein Alkohol für Kinder Aktion", kurz Kafka genannt. Im Auftrag des Gesundheitsamtes sind sie überall dort im Bezirk unterwegs, wo Alkohol verkauft wird.
Rund 200 Kneipen, Restaurants, Imbisse, Kioske, Tankstellen und Geschäfte haben die elf Mitarbeiter seit September 2013 bereits auf die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes kontrolliert, zuletzt in der Wilhelmstadt. In den meisten der kontrollierten Einrichtungen hingen die Jugendschutz-Bestimmungen aus, zeigten sich die Mitarbeiter gut informiert über das Jugendschutzgesetz und seien bereit, sich auf ein Gespräch über den Jugendschutz, Alkoholmissbrauch und die gesundheitlichen Folgen einzulassen, bestätigt Peter Kirschnick.
Der Ansatz des Projektes ist dabei rein präventiv. Die Kafka-Mitarbeiter treten nicht als Ordnungshüter oder Ersatzpolizei auf. "Wir wollen aufklären und für die Problematik sensibilisieren", sagt Projektleiterin Petra Taute. Denn viele Läden missachten durch mangelnde Aufklärung über den Jugendschutz das Verkaufsverbot von Alkohol an Jugendliche. "Trotz eindeutiger gesetzlicher Regelungen ist Alkohol immer noch das Suchtmittel, welches am leichtesten verfügbar ist, leider auch für Kinder und Jugendliche", sagt Frank Bewig (CDU). Mit der Initiative soll Kindern und Jugendlichen der Bezug von Alkohol in Spandau erschwert werden. "Kafka setzt genau dort an, denn jedes alkoholische Getränk, was in Kinderhände gelangt, geht vorher durch die Hände eines Erwachsenen." Doch nicht nur mit Kafka setzt der Bezirk auf Kontrolle im Kampf gegen den Alkoholmissbrauch. Er lehnt auch die Werbung für Alkohol und Tabak auf öffentlichen Straßen und Plätzen ab.
Auf Initiative der Bezirksverordneten hat das Bezirksamt eine Klausel in seine privatrechtlichen Werbeverträge aufgenommen. Damit verpflichten sich die Werber, auf eine solche Reklame zu verzichten. Die Aufklärungsarbeit des Kafka-Teams kommt auch im "Rockcafé Zilini" und im "La Amistad" an der Weißenburger Straße gut an. "Ich halte solche Aktionen für wichtig", sagt Jessica Weber, angestellt im Rockcafé. Eltern sollten sicher sein können, dass ihre minderjährigen Kinder keinen Alkohol verkauft bekommen. Hassan Atris, Inhaber des "La Amistad" plädiert sogar für ein schärferes Gesetz. "Alkohol ruiniert die Gesundheit und sollte deshalb erst ab 21 Jahren erlaubt sein." Auch am Schaufenster seines Lokals prangt jetzt die Plakette "Kafka - ich mach mit". Der Bezirk Neukölln startete 2008 das Kafka-Projekt. Seitdem sind die geschulten Teams aus ehemaligen Langzeitarbeitslosen fast überall in Berlin unterwegs.
In Spandau stand das Projekt auf der Kippe, ist aber jetzt vom Jobcenter für weitere sechs Monate genehmigt worden.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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