Zahl der Ertrunkenen ist gesunken: Schlechte Schwimmfähigkeit vieler Kinder bereitet Sorgen
Die Zahl der Ertrinkungsopfer ist zwar gesunken, dies sei aber dem schlechten Wetter geschuldet. Laut Jahresbericht der DLRG seien vier von fünf Todesopfern männlich und meist über 55 Jahre alt. Sorgen bereite auch die zunehmend fehlende Schwimmfertigkeit bei Kindern.
Insgesamt 404 Menschen sind im Jahr 2017 in Deutschlands Gewässern ertrunken, 133 weniger als noch im Jahr zuvor. „Das müsste eigentlich erfreulich stimmen aber, dass die Anzahl der Opfer um 24,8 Prozent zurückgegangen ist, ist dem Wetter geschuldet“, sagt Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), bei der Präsentation der Vorjahresbilanz im Siegfried-John-Haus an der Spandauer Scharfe Lanke.
„Wir können jeden einzelnen dieser 404 Todesfälle in deutschen Gewässern belegen“, berichtet Frank Villmov, Leiter der DLRG-Verbandskommunikation. Doch die Dunkelziffer der Ertrinkungsopfer in Deutschland liege weitaus höher, weil die Organisation jene Menschen statistisch nicht erfassen kann, die an den Folgen eines Wasserunfalls, dem sekundären Ertrinken, gestorben sind.
300 ehrenamtliche Retter sind im Einsatz
Drei Viertel aller Ertrunkenen verloren ihr Leben in Seen, Teichen und Flüssen. „Binnengewässer sind nach wie vor die Gefahrenquelle Nummer eins. Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht“, resümiert Haag und nimmt damit auch die fehlende Absicherung innerstädtischer Gewässer durch Kommunen und Landkreise in die Kritik. An heißen Sommerwochenenden sind an den 27 Berliner Wasserrettungsstellen der DLRG über 300 ehrenamtliche Mitglieder im Einsatz. „Diese Stationen sind im Gegensatz zu den Gewässern in der Innenstadt wie zum Beispiel dem Landwehrkanal, der Spree oder dem Teltowkanal gesichert“, so Villmov.
In Berlin sind im vergangenen Jahr fünf Menschen und somit neun weniger als 2016 ertrunken, was positiv stimmt. Allgemein gilt: „Ertrinken ist Männersache“, teilt DLRG-Pressesprecher Achim Wiese mit und konkretisiert: „Vier von fünf Todesopfer sind männlich“. In Berlin waren gar alle Todesopfer männlich. Zwei von ihnen waren 20 Jahre oder jünger. Das ist insofern ungewöhnlich, als dass statistisch eher ältere Menschen über 55 besonders häufig Opfer von Badeunfällen werden.
Kritik an mangelnder Schwimmfähigkeit von Kindern
Neben allen Zahlen gab es auch noch Kritik der Lebensretter. Der Grund dafür sind tödliche Badeunfälle von Kindern. Fünf im Grundschul- und neun im Vorschulalter kamen im Vorjahr in Deutschland ums Leben. „Die Schwimmfähigkeit der Kinder nimmt ab, jeder zweite Grundschulabsolvent ist kein sicherer Schwimmer mehr“, sagt Haag. Als sicherer Schwimmer gilt man in Deutschland, wenn man das Jugendschwimmabzeichen in Bronze absolviert hat. Diese Entwicklung sei nicht nur äußerst bedenklich, sondern schreite im Zuge vieler Bäderschließungen in den Kommunen und daraus resultierenden fehlenden Schwimmunterrichts stetig voran. „Schwimmen ist überlebenswichtig und Daseinsvorsorge, die niemals kostendeckend erreicht werden kann, aber wir müssen alles tun, damit Kinder schwimmen lernen“, findet Haag, der mit einem Blick auf den Entwurf des Koalitionsvertrages zwischen CDU/CSU und SPD bedauert: „Mit keinem Wort wird die Verbesserung der Bädersituation in Deutschland angesprochen“.
Autor:Mia Bavandi aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.