Arenapläne stoßen nur auf wenig Einwände
Kommen die Wasserfreunde 04 nach Hause?
Es war nur der erste Aufschlag. Eine frühe Information, vor allem der Nachbarschaft, was hier geplant ist. Auch ein ungefähres Stimmungsbild sollte ausgelotet werden.
Ob sich das bei rund 60 Teilnehmern wirklich eruieren ließ, bleibt die Frage. So viele waren am 13. Februar in die Melanchthon-Kirche gekommen, um mehr über die geplante Wassersportarena zu erfahren. Wie mehrfach berichtet soll die auf dem Gelände des Kombibads Süd an der Gatower Straße entstehen. Genau verortet an dessen nordöstlicher Seite in Richtung Südpark.
Die Idee gibt es schon lange, inzwischen nimmt sie aber einigermaßen Gestalt an. Was nicht heißt, sie wird morgen realisiert. Für einen noch längeren Vorlauf sorgt bereits das Bebauungsplanverfahren. Auch die Finanzierung ist noch nicht geklärt, beziehungsweise muss erst einmal konkret ermittelt werden. Und beides hängt wiederum miteinander zusammen.
Politik, Eigentümer und
Bäder-Betriebe wollen die Halle
Vorhanden ist dagegen nicht nur der politische Wille, diese weitere Schwimmhalle in Spandau zu bauen. Auch bei den Berliner Bäder-Betrieben, deren Vorstand Johannes Kleinsorg zur Bürgerinfoveranstaltung erschienen war. Sie sind der Eigentümer der Fläche und künftige Bauherr. Klar, tolle Sache, wollen wir, muss aber natürlich durch entsprechende Mittel unterfüttert sein, klang bei ihm durch. Ein Verweis auf die Landesebene, für die eigentlich Sportstaatssekretär Alexander Dzembritzki (SPD) angesagt war. Aber der hatte kurzfristig abgesagt.
Natürlich steht der Bezirk Spandau hinter dem Vorhaben, was Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) mehrfach betonte. Selbstverständlich nicht als Finanzier, denn schließlich sei das auch ein gesamtstädtisches Projekt. Aber als Nutznießer dringend benötigter weiterer Schwimmflächen. Spandau werde auch in den kommenden Jahren weiter wachsen. Bei den Schülerzahlen sei schon jetzt ein überdurchschnittlicher Anstieg zu verzeichnen. Dafür würde das bisherige Bäder-Angebot bei weitem nicht ausreichen.
Die Wasserfreunde Spandau 04
zurück in die Heimat holen
Daneben geht es aber noch um etwas anderes, was an diesem Abend mehrfach mit „Prestige“ umschrieben wurde. Nämlich die Heimkehr der Wasserfreunde Spandau 04 in ihren Heimatbezirk. Der Dauermeister im Wasserball spielt seit Jahren in der Schöneberger Schwimmhalle. Dort muss er über kurz oder lang weichen, weil diese Arena sanierungsbedürftig ist. Wohin dann? In eine Heimstätte in dem Bezirk, aus dem der Verein kommt – in Spandau.
International Wasserball tauglich soll der Neubau deshalb werden. Mit dem für diese Sportart vorgesehenen Beckenmaß von 32 mal 25 Metern und einer Tribünenkapazität von 900 Zuschauern. Auch das Aufteilen der Arena in zwei kleinere Felder soll berücksichtigt werden. Der Bezirk wäre dann wieder Austragungsort für Auftritte in der Bundesliga und Champions League. Einschließlich Gästepublikum, das Geld im Bezirk lässt. Und die Wasserfreunde trügen den Namen Spandau wieder zu Recht.
Kritik von Anwohnern
und einer Kinderpflegestelle
Das und noch mehr wurden von Mitgliedern des Vereins vorgetragen, die in einiger Anzahl dabei waren. Gerade sie sorgten dafür, dass die Veranstaltung über weite Strecken zu einem Heimspiel für die Halle wurde. Auch wenn Einwände und kritische Stimmen nicht ganz fehlten. Sie kamen zunächst von einer Anwohnerin, die zum einen wenig Gefallen an den Prestigeargumenten fand, vor allem aber riesige Parkplatzprobleme befürchtete. Auch Hinweise, dass die Wasserballfans natürlich aufgefordert werden, mit dem öffentlichen Nahverkehr anzureisen und die maximale Platzkapazität wahrscheinlich nur bei absoluten Top-Spielen völlig ausgeschöpft werde, schienen sie nicht zu überzeugen.
Konkreter war das Anliegen von Daniel Hake. Er ist einer der Leiter des „Sonnenscheinhaus“, einer Kindergruppenpflegestelle, die sich auf dem Kombibad-Gelände befindet. Vor zwei Jahren seien ihnen dort Räume zur Verfügung gestellt worden, nachdem sie ihren ursprünglichen Standort an der Schmidt-Knobelsdorff-Straße verlassen mussten. Ihr Vertrag läuft noch drei Jahre. Die Bäderbetriebe hätten sie inzwischen informiert, dass er nicht verlängert werde. Schon weil 2023 ein einigermaßen realistisches Datum für einen Baubeginn sein könnte.
Eine Ausweichstandort für das Sonnenscheinhaus in Aussicht gestellt
Daniel Hake hat grundsätzlich nichts gegen die Pläne zur Wassersportarena. Aber er möchte, dass sich Bäderbetriebe und Bezirk um eine neue Bleibe für das Sonnenscheinhaus kümmern. Diese Zusage erhielt er. Und schon weil sie bei einer öffentlichen Versammlung gemacht wurde, müsste sie einigermaßen tragfähig sein.
Das Bebauungsplanverfahren wird noch viele weitere Fragen berühren. Ein Prozess, bei dem so ziemlich alle Belange, die irgendwie mit dem Vorhaben zu tun haben, zur Sprache kommen werden, wie Baustadtrat Frank Bewig (CDU) erläuterte. Auch die Bevölkerung werde bei diesem Prozess auf dem laufenden gehalten. Etwa durch eine weitere Versammlung im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung. Schon aufgrund seiner Erfahrung mit einigen noch größeren Bauprojekten wisse er, es werde selten eine einhellige Zustimmung geben. Und ja, die eine oder andere Einschränkung könne ebenfalls nicht verneint werden.
Bewig: Nicht vor jedem Einwand zurückschrecken
Demgegenüber stehe gerade in diesem Fall der Mehrwert für viele andere. Von den Wasserballern bis zum Schulschwimmen. Wenn er vor jedem Einwand zurückschrecken würde, so Bewig, „könnte ich nichts mehr verwirklichen“.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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