Stürze nach Vollbremsung im Bus am 25. Juni
Verkehrsaktivist Jürgen Czarnetzki kritisiert Verhalten der Fahrgäste
Am 25. Juni musste ein Busfahrer an der Kreuzung Kloster- und Seeburger Straße eine Vollbremsung machen, um einen Zusammenstoß mit einem Auto zu vermeiden. Fahrgäste stürzten. Eine schwangere Frau musste ins Krankenhaus gebracht werden. Ein 91-Jähriger sowie eine weitere Person seien vor Ort ambulant behandelt worden.
In dem Bus saß auch Jürgen Czarnetzki. Der 82-Jährige ist Gründer und Vorsitzender der „Bürgerinitiative Spandauer Verkehrsbelange 73 für Berlin und Brandenburg“. Sie wurde vor mehr als 50 Jahren gegründet, sagt Czarnetzki. Die Folgen des Beinahe-Zusammenstoßes am 25. Juni seien dem falschen Verhalten einiger Fahrgäste geschuldet gewesen, erklärt er.
Jürgen Czarnetzki ist nicht verletzt worden und von einem Sturz verschont geblieben. Über die Zahl der gestürzten Fahrgäste gibt es unterschiedliche Angaben. Die Polizei spricht von drei Businsassen, die das Gleichgewicht verloren hätten, Czarnetzki zufolge seien es rund acht Personen gewesen. Zum Bremsmanöver kam es, weil vor dem BVG-Fahrzeug der Linie M36 ein Auto auf der Busspur unterwegs war, das vor der Kreuzung Seeburger Straße wegen der roten Ampel anhalten musste. Laut Czarnetzki sei ein Arzt im Bus gewesen, der sich als erster um die Gestürzten gekümmert habe.
Der Grund für die Stürze sei „wieder einmal die Unsitte gewesen, schon mehr als 300 Meter vor der nächsten Haltestelle seinen Platz zu verlassen und sich nicht ausreichend oder überhaupt nicht festzuhalten“. Was der 82-Jährige hier beklagt, ist häufig bei älteren Menschen zu beobachten. Sie scheinen zu befürchten, den Ausstieg nicht zu schaffen, wenn sie sich nicht schon vorher an der Ausstiegstür hinstellen.
Ausgehend von diesem Grundproblem hat Jürgen Czarnetzki eine ganze Reihe von „Fahrgast-Fehlern“ aufgelistet. Durch zu frühes Aufstehen würden außerdem die Gänge verstopft. Viele ÖPNV-Nutzer blieben stehen, selbst wenn Sitzplätze frei seien, manche sogar die ganze Fahrt im Ein- oder Ausstiegsbereich. Die für Kinderwagen reservierte Fläche werde von Menschen genutzt, so der Verkehrsexperte weiter, die dort eigentlich nichts verloren hätten. Gleichzeitig würden sich auch die BVG-Kundinnen und -Kunden mit Baby-Transportmittel nicht immer im Sinne der anderen Fahrgäste verhalten. Sie blieben „platzraubend neben statt hinter ihren Kinderwagen stehen und betätigen selten den Hebel, um den Handgriff zu kappen“. Des Weiteren ärgert ihn, dass kleine Kinder Sitzplätze beanspruchen, statt von ihren Müttern auf den Schoß genommen zu werden. Dass sich Kollegen während der Fahrt bisweilen mit der Fahrerin oder dem Fahrer unterhalten, sei ebenfalls eine Unsitte und gefährde die Fahrgäste. Das permanente Telefonieren von Fahrgästen sei auch eine Unsitte.
Die Liste an falschen Verhaltensmustern im öffentlichen Nahverkehr ist lang. Nicht alle bergen sofort ein Sicherheitsrisiko, manche sind einfach nur ärgerlich. Der Verkehrsexperte möchte aber, dass mehr dagegen getan wird, etwa durch bessere Informationen und Schulungen für die Fahrgäste. Außer durch die BVG hält er das auch für eine Aufgabe der Medien.
Die BVG bietet für Menschen mit Einschränkungen, aber auch für alle Interessierten regelmäßig Mobilitätstrainings an. Informationen dazu auf bwurl.de/19-7 oder unter Telefon 25 63 45 67
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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