Schleppender Wandel in Cité Foch: Pläne wenig konkret / Anwohner wollen Verein werden
Wittenau. Nach Jahren des Stillstands hat mit dem Abriss des ehemaligen Einkaufs- und Gemeindezentrums eine Zeit des Wandels in der Cité Foch begonnen. Was genau die Zukunft bringt, ist aber recht ungewiss – das zeigte sich auch auf einer Einwohnerversammlung am 10. Februar.
Markantestes Zeichen des Umbruchs ist eine riesige Baugrube: Wo einst das Einkaufs- und Gemeindezentrum der französischen Streitkräfte und ihrer Familien stand, sind die im Sommer begonnenen Abrissarbeiten so gut wie beendet. Rund 300 Wohnungen sollen nun bis 2018 links und rechts der Avenue Charles de Gaulle entstehen – etwa ein Drittel für Mieter, die Mehrzahl als Angebot für Kaufinteressenten. Investor ist der Immobilienentwickler BDP, ein Tochterunternehmen der Rabobank-Gruppe.
Sehr viel mehr als diese Tatsache steht nicht fest, wenn es um die Zukunft der Siedlung geht. Etliche Fragen blieben so auch bei einer Einwohnerversammlung der Initiative Cité Foch am 10. Februar im Romain-Rolland-Gymnasium offen. An die 250 Leute waren zwar in die Aula gekommen, um sich von Vertretern des Bezirksamts, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) und des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) informieren zu lassen und Fragen loszuwerden – zur Zukunft der Liegenschaften, zur Unterbringung von Flüchtlingen, zum Bebauungsplan und konkreten Vorhaben. Die Antworten blieben aber überwiegend vage. Zu viel ist noch ungeklärt.
Mit Ausnahme des Immobilienentwicklers BDP gäbe es bislang keine Investoren für weitere Bauprojekte, informierte zunächst der Fachbereichsleiter für Stadtplanung, Marius Helmuth-Paland. Daher sei der Bebauungsplan bislang nicht über die Entwurfs-Phase hinaus. „Wir brauchen Investoren, die sich an der Entwicklung der Infrastruktur beteiligen“, so Helmuth-Paland. „Dann können wir den B-Plan vorantreiben.“
Auch der Verkauf der Cité Foch an den Berliner Senat lässt auf sich warten. „Wir führen aktuell keine Gespräche mit der BIMA zum Ankauf weiterer Flächen“, sagte Sven Lemiss, Geschäftsführer der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Zwar sei bekannt, dass die BIMA – also der Bund – den kompletten Bestand in der Cité ans Land Berlin veräußern wolle, bislang habe aber nicht eine Wohnung den Besitzer gewechselt. Nicht einmal Verhandlungen fänden aktuell statt. „Wir können den Prozess weder beeinflussen noch beschleunigen“, räumte Bürgermeister Frank Balzer (CDU) ein. Er glaube aber fest daran, dass sich kommunale Wohnungsbaugesellschaften wie Gewobag oder Gesobau für die Cité Foch entscheiden. Wann das der Fall sein könnte, blieb offen. Ähnlich lauteten die Aussagen, als es um die so genannten Potenzialflächen in der Siedlung ging – den Sportplatz, das Schwimmbad, die Fläche zwischen Packereigraben und Rue Montesquieu: keine Interessenten, keine Pläne.
Etwas konkreter wurde LAF-Sprecher Sascha Langenbach bezüglich der Flüchtlingsunterkunft in der Rue Racine mit ihren aktuell 237 Bewohnern. Geplant sei, das Heim noch im ersten Quartal 2017 aufzulösen, sagte er. Eine Garantie könne er allerdings nicht geben. Immer weniger realistisch scheint indes der anschließende Einzug der Montessori-Schule ins Collège Voltaire – aufgrund eines Sanierungsbedarfs der Gebäude im zweistelligen Millionenbereich, der die finanziellen Möglichkeiten der Schule übersteigt.
Relativ wahrscheinlich ist hingegen, dass die Cité Foch ein so genanntes Tempo-Home bekommt; eine Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 280 Flüchtlinge. BIM-Chef Lemiss sagte, dass eine Machbarkeitsstudie für die ehemalige Gendarmerie an der Rue Montesquieu in Arbeit sei. Das Containerdorf käme dann im Fall einer Eignung des Areals für den Zeitraum von drei Jahren.
Mit der konkretesten Nachricht warteten am Ende die Veranstalter auf. Die Initiative Cité Foch, die seit vier Jahren in der Siedlung aktiv ist, will einen eingetragenen Verein gründen. Weil es gelte, bei den anstehenden Projekten die Interessen der Bewohner noch wirksamer zu vertreten, sei eine neue Organisationsstruktur erforderlich, sagte Sprecher Thomas Keßler. Auch solle der Verein helfen, Lobbyarbeit, Beratungsangebote, Webseitenpflege und Raummieten zu finanzieren. Die Gründungsveranstaltung ist für Mitte März geplant. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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