Schüler bringen Licht ins Dunkel einiger Schicksale
Projekt erinnert an ermordete Kinder

Zur Erinnerung an die ermordeten Kinder leuchten Kerzen aus dem Haus Eichborndamm 238.  | Foto: Christian Schindler
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  • Zur Erinnerung an die ermordeten Kinder leuchten Kerzen aus dem Haus Eichborndamm 238.
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Mit einer Feierstunde beging das Museum Reinickendorf am 7. November das einjährige Bestehen des Projektes „Mein liebes Kind.“

Trotz des immer noch regen Verkehrs auf dem Eichborndamm ist es vor dem Gebäude mit der Nummer 238 ganz ruhig. Aus den Fenstern im Souterrain leuchten Kerzen. Davor haben Teilnehmer der Feierstunde Blumen niedergelegt.

Blumen und Kerzen erinnern an die 81 Kinder, die in den Jahren von 1942 bis 1945 in der sogenannten Kinderfachabteilung Wiesengrund der städtischen Nervenklinik starben. Ihr Tod war nicht einfach Schicksal. Es handelte sich um sogenannte Reichsausschuss-Kinder. Der „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden“ war eine Einrichtung der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik, in der Menschen mit vererbbaren Krankheiten oder psychischen Beeinträchtigungen als "Ballastexistenzen" galten, deren Unterhalt der Volksgemeinschaft nicht zuzumuten war.

Fast die Hälfte der Kinder überlebte nicht

Am Schreibtisch entschieden Gutachter über das Schicksal von Kindern, die sie nie zu Gesicht bekommen hatten. Grundlage der Entscheidungen über ihr weiteres Schicksal waren Stellungnahmen anderer Ärzte oder auch von Krankenschwestern oder Hebammen. In der Kinderfachabteilung waren die jungen Patienten dann schmerzhaften Experimenten oder auch nur der Unterlassung von Pflege ausgesetzt, während Eltern und andere Angehörige immer noch glaubten, die Mediziner würden die Kinder verantwortungsvoll behandeln und vielleicht sogar ihre Leiden mindern oder beseitigen. Insgesamt 175 Kinder kamen auf diese Weise in die Kinderfachabteilung, 81 überlebten die dortige „Behandlung“ nicht.

Das Museum Reinickendorf hat längst im Souterrain der ehemaligen Klinik, in der heute das Gartenbauamt untergebracht ist, ein Geschichtslabor als Gedenkort eingerichtet. So können im Projekt „Mein liebes Kind“ Schulen Patenschaften für einzelne Kinder übernehmen, indem sie deren Schicksal weiter erforschen. Seit dem Start vor einem Jahr sind sieben Schulen daran beteiligt, außer Reinickendorfer Schulen ist auch die Carl-Zeiss-Oberschule aus Lichtenrade mit dabei. Die Schreibwerkstatt der Bezirksbibliothek Mark Twain aus Marzahn nimmt das Schicksal der Kinder zum Anlass literarischen Schreibens.

Nächste Führung am Totensonntag

Übrigens ist vieles im Zusammenhang mit der Kinderfachabteilung noch immer nicht aufgearbeitet. So ist in vielen Fällen ungeklärt, was mit den Leichen geschah. Sicher ist nur, dass die sterblichen Überreste von Pathologen genutzt wurden. Angehörige erhielten die Leichname in der Regel nicht zurück.

Das Museum Reinickendorf bietet regelmäßig Führungen durch den Gedenkort Eichborndamm 238 an. Die nächste findet mit der Kulturwissenschaftlerin Florina Limberg am Sonntag, 24. November, von 14 bis 15.30 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenlos, die Anmeldung erfolgt unter 404 40 62 oder per E-Mail unter info@museum-reinickendorf.de.

Informationen zum Projekt „Mein liebes Kind“ gibt es unter www.mein-liebes-kind.de.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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