Daniel S. verteidigt sich wegen Ausbruch aus Maßregelvollzug
Wittenau. Der am 23. Juli vergangenen Jahres aus dem Maßregelvollzug am Olbendorfer Weg 70 ausgebrochene Daniel S. muss sich seit dem 4. April vor dem Berliner Landgericht verantworten.
Der Techniker für Mess- und Regeltechnik hatte in Neukölln einen Technikhandel betrieben, in dem sich auch Sprengstoffe befanden. Ins Visier der Behörden kam er zunächst, weil er keine Steuern zahlte. Daraufhin soll Daniel S. Mitarbeitern von Ämtern mit "unglaublicher Härte" gedroht haben, einer Angestellten sogar mit deren "Auslöschung". Bei einer Razzia im Jahr 2012 auf seinem Neuköllner Grundstück wurden 285 Kilogramm Explosivstoffe gefunden, allenfalls 35 Kilogramm wären für den auch als Pyrotechniker tätigen Mann legal gewesen.
Ein Arzt attestierte Daniel S. damals Wahnvorstellungen, weshalb er bis zur Verhandlung in den Maßregelvollzug eingewiesen wurde. Doch als am 23. Juli vergangenen Jahres der Prozess, auch wegen des Betreibens eines unerlaubten Lagers für Explosionsstoffe, beginnen sollte, fehlte der Angeklagte. Er hatte sich in der Nacht zuvor mit einem Nachschlüssel aus der Anstalt abgesetzt. Am 7. Oktober wurde er dann in Polen gefasst.
Die Flucht warf Fragen zur Sicherheit des Maßregelvollzugs auf. Erst recht als nur einen Monat nach der Flucht von S. auch noch ein Sexualstraftäter floh. Er hatte dem Wachpersonal einen manipulierten Ausgangsschein vorgelegt. Dieser Mann wurde schon zwei Tage nach seiner Flucht wieder gefasst. Der Prozess gegen S. wirft auch ein Schlaglicht auf einen skurrilen Teil der rechtsextremen Szene in Deutschland. S. hatte sein Grundstück als eigenständiges Hoheitsgebiet deklariert. Laut seinen Aussagen im jetzt begonnen Prozess sei er bei der Suche nach rechtlicher Hilfe bei seiner Auseinandersetzung mit den Behörden auf die "Staatliche Selbstverwaltung" gestoßen, einer Gruppe von Menschen, die die Existenzberechtigung der Bundesrepublik Deutschland als Staat verneinen und auch gerne als "Reichsbürger" auftreten. Diese "sektenartige Gruppe" habe ihn einer Gehirnwäsche unterzogen, verteidigt sich jetzt Daniel S., der sich als friedlichen Menschen sieht, der niemanden bedroht habe.
Christian Schindler / CS
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