Älteste Wittenauerin feiert Geburtstag
Bürgermeister Frank Balzer (CDU) gratulierte am 19. Januar der ältesten Wittenauerin Herta Laudien. Die betagte Dame wurde 105 Jahre alt. Nur zwei Tage später, am 21. Januar, feierte auch die Hermsdorferin Hildegard Bellmann ihren 104. Geburtstag - ebenfalls mit vielen Gästen.
Beide Frauen haben nicht nur gemeinsam, dass sie in Reinickendorf zu Hause sind, sondern, dass sie auch noch in ihren eigenen vier Wänden wohnen. Herta Laudien, die 1910 geboren wurde und in Lichtenberg aufwuchs, zog 1928 als Jüngste von fünf Geschwistern mit ihren Eltern nach Reinickendorf. "Uns gefiel die ruhige Lage hier", erinnert sie sich. Als das Haus im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, zog Laudien mit ihren Eltern in eine Wittenauer Wohnung im dritten Stock, in der sie bis heute lebt. Sie arbeitete als Leiterin der Jugendgerichtshilfe. "Das war ein Beruf, der genau auf mich zugeschnitten war", sagt sie. Die Wittenauerin erlebte die Inflation und ging "mit einem Beutel voller Geldscheine zum Einkaufen". Sie kennt das Märkische Viertel noch als Laubenkolonie und weiß, dass Adolf Dünnebacke bis 1960 Bürgermeister von Reinickendorf war. Die Wahlreinickendorferin war schon immer politisch interessiert und trat 1946, ein halbes Jahr nach der Gründung, in die CDU ein. Auch heute noch liest sie täglich den Tagesspiegel und ist politisch auf dem Laufenden.
"Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, war es sehr abwechslungsreich, aber auch schwierig", sagt sie. Beim Mauerbau waren ihre Geschwister alle in Ostberlin, nur sie blieb als Einzige im Westen zurück. "Da waren meine Eltern schon gestorben, und ich litt sehr unter der Teilung", erinnert sie sich. Doch ein westdeutscher Pass ermöglichte ihr, die Geschwister zu besuchen. Mit 102 Jahren ist Herta Laudien noch einmal operiert worden und konnte im Anschluss nach Hause zurückkehren.
Auch Hildegard Bellmann wohnt noch in den eigenen vier Wänden. Sie begrüßte, mit frisch frisiertem weißen Haar und schicker Perlenkette den Bürgermeister zu ihrem 104. Wiegenfest und der durfte auch gleich die Freiberger Eierschecke, eine Kuchenspezialität aus ihrer Heimat Freiberg in Sachsen, probieren. In Freiberg hat die Seniorin beide Kriege erlebt. Der Vater arbeitete schwer als Lederarbeiter im Lederwerk, die Mutter klöppelte zuhause. Und auch sie und ihre fünf Geschwister mussten schon früh mithelfen. Später lernte sie Alfred Bellmann kennen, ihren späteren Ehemann. Dieser übernahm eine Bäckerei von seinem Vater, und fortan arbeitete auch Hildegard dort. Im Zweiten Weltkrieg wurde ihr Mann eingezogen, und sie blieb mit drei Kindern zurück, musste sich vor den Russen verstecken. Dann kam die deutsche Teilung, und 1975 verließ das Ehepaar als Rentner die DDR und zog nach Hermsdorf. Als ihr Mann starb, waren die Beiden bereits 53 Jahre verheiratet.
Auch heute noch lebt die 104-Jährige ihr eigenes Leben. Sie wohnt noch in ihrer eigenen Wohnung und wird von der Diakonie betreut. Worauf ihr hohes Alter zurückzuführen ist? "Das weiß ich nicht. Sicherlich ist aber die ständige Arbeit besser als Nichtstun und weniger essen besser als zu viel. Faulenzen gab es eben nicht. Wir waren ständig gefordert und das macht stark und zäh", sagt Hildegard Bellmann. Doch auch ihre Mutter Clara ist 93 Jahre alt geworden. Vielleicht liegt es in den Genen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.