Neues Fußballfeld zu klein – BFV verweigert Spielbetrieb
Kunstrasenplatz-Posse
Der neue Kunstrasenplatz auf der Sportanlage an der Göschenstraße, für 800.000 Euro aus bezirklichen Mitteln aufwendig saniert und im Juni fertiggestellt, ist vom Berliner Fußballverband (BFV) für den Spielbetrieb auf dem Großfeld nicht freigegeben worden. Der Grund: Der Platz ist nicht breit genug!
„Generell entspricht das neue Spielfeld nicht den Mindestanforderungen des BFV von 90 Meter x 60 Meter für Großfeldspiele“, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes. Der Platz ist 90 Meter lang und 58,10 Meter breit und unterschreitet damit die erforderliche Mindestbreite um 1,90 Meter. Ursprünglich soll der Platz – nach Kenntnis des BFV – mit den Maßen von 91 Meter x 60,02 Meter geplant worden sein und wäre somit für den gesamten Spielbetrieb zugelassen worden.
Nachdem der BFV die veränderten Maße dem Bezirk mitgeteilt hatte, beantragte das Sportamt Reinickendorf am 28. Juni eine Ausnahmegenehmigung zur Zulassung des Platzes für den Spielbetrieb. Das BFV-Präsidium hat in seiner Sitzung am 7. August diesem Antrag allerdings nicht vollständig zugestimmt. So ist das Spielfeld lediglich für Kleinfeldspiele zugelassen. Hier liegt die vorgeschriebene Spielfeldgröße vor.
Massive Unterschiede
zwischen den Verbänden
Was ist schief gelaufen? Scheinbar nichts, glaubt man den Worten des zuständigen Stadtrats: „Anliegen des Bezirks ist es, einen sicheren Spielbetrieb zu gewährleisten. Sicherheit geht vor!“, erklärt Tobias Dollase (parteilos für CDU). Beim Bau des Platzes seien sowohl die einschlägigen DIN-Normen als auch die Vorgaben des Deutschen Fußballbundes (DFB) berücksichtigt worden. Dollase nennt dabei qualifizierte Sicherheitsbereiche entlang des Spielfeldes: Der hindernisfreie Raum zu Barrieren, Ballfangzäunen, Beleuchtungsmasten und Zuschaueranlagen sollte zwei Meter an den Längsseiten bzw. drei Meter an den Stirnseiten und mindestens einen Meter an den Längsseiten und zwei Meter an den Stirnseiten betragen. Der Stadtrat beruft sich zudem auf die vom DFB geforderten Maße für Spielfelder für die aktuelle Saison, die von den Vorgaben des BFV massiv abweichen: Der DFB verlangt, dass ein Großspielfeld mindestens 90 Meter lang und 45 Meter breit ist, also 15 Meter weniger als vom BFV gefordert.
„Die sicherheitsrelevanten Vorgaben wurden hier aktuell berücksichtigt und eine funktionale Nutzbarkeit, ohne spielerische Einschränkungen gemäß Richtlinien hergestellt“, behauptet Dollase.
Sicherheitsbereiche sind top,
nur darf niemand spielen
Als wenig professionell bezeichnet Holger Seidel, Vorsitzender beim Wittenauer SC Concordia, die Tatsache, dass sich der Bezirk auf die Vorgaben des DFB beruft und dabei die Vorgaben des BFV außer Acht lässt. „Das ist doch schließlich nicht der erste Platz, der im Bezirk gebaut worden ist.“ Der Fußballklub, der die Sportanlage Göschenstraße zu großen Teilen nutzt, ist der Hauptbetroffene. So mussten die Schwarz-Gelben am ersten Heimspieltag der neuen Saison, am 25. August, sowohl mit der 2. und der 1. Herrenmannschaft als auch mit dem Altligateam auf dem Rasenplatz antreten. „Man kann sich vorstellen, wie der Rasen in ein paar Wochen aussehen wird“, befürchtet Seidel und stellt zudem die berechtigte Frage: „Was haben wir von einem Platz, auf dem alle Sicherheitsabstände eingehalten werden, wenn dort nie ein Fußballspiel auf dem Großfeld stattfinden wird?!“. Der Vorsitzende kritisiert aber auch die Tatsache, dass DFB und BFV so unterschiedliche Vorgaben bei der Spielfeldgröße haben. Seidel legt den Finger aber noch in eine andere Wunde: Da der BFV bestätigt hat, dass der Platz, der zuvor an dieser Stelle existierte, über die benötigten Maße verfügt habe und für den gesamten Spielbetrieb zugelassen war, stellt sich nicht nur dem Vorsitzenden die Frage: „Heißt das, dass zuvor die sicherheitsrelevanten Vorgaben wie Sicherheitsabstände nicht eingehalten worden sind?!“
Der Bezirk befinde sich – so Dollase – aber weiterhin in „guten Gesprächen“ mit dem BFV und geht davon aus, dass diese letztlich zu einer Genehmigung des Spielfeldes führen werden.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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