Nicht am Bürger vorbei planen
Anwohner der Cité Foch haben Bedenken und formulierten Fragen
In der Cité Foch, dem ehemaligen Quartier der französischen Schutzmacht, werden in den kommenden Jahren rund 600 neue Wohnungen entstehen. 140 sind derzeit im Bau. Auch das Thema Verkehr spielt dabei natürlich eine Rolle. Das ist aber, nach Ansicht von Anwohnern, bisher nicht zufriedenstellend gelöst.
Deshalb hat sich die Initiative Waidmannslust jetzt mit einem „Denkanstoß“ an das Bezirksamt und an die Bundesimmobilienverwaltung BImA, der Bauherrin in der Cité Foch, gewandt. Er besteht aus zahlreichen Fragen zu insgesamt zehn Themen und Problemen. Sie wurden im Rahmen eines Stammtisches der Initiative erarbeitet. Deren Mitglieder kommen aus der Cité Foch sowie des sogenannten Bondick-Kiezes in der unmittelbaren Umgebung. Er gehört, wie der Name der Initiative andeutet, zu Waidmannslust, die Cité dagegen zum Ortsteil Wittenau. Die Bewohnerinnen und Bewohner befürchten, dass hier erneut „am betroffenen Bürger vorbei“ geplant werde, erklärte Sprecher Wolfgang Nieschalk. Denn die beim Beteiligungsverfahren zum inzwischen von der BVV verabschiedeten aktuellen Entwurf des Bebauungsplans für die Cité Foch eingereichten Einwände hätten insbesondere zur Verkehrsplanung zunächst keine Berücksichtigung gefunden.
Konkret geht es bei dem Fragenkatalog zum Beispiel um die künftigen Routen für den Fahrzeugverkehr. Das Bebauungskonzept sehe die Unterbrechung der Avenue Charles de Gaulle vor. Die Autos sollen künftig über die schmale Rue Racine geleitet werden. Gleichzeitig gibt es die Idee, aus der Rue Racine eine Spielstraße zu machen. Wie konkret wäre das? Ist an eine Gewichtsbegrenzung für Fahrzeuge durch die Rue Racine gedacht, damit sie nicht zur Durchfahrtstraße wird? Welche Pläne gibt es für weitere Straßen, auch in der Umgebung? Wird erwogen, sie zu Einbahnstraßen zu erklären? Das und noch mehr will die Initiative in diesem Zusammenhang wissen.
Ebenfalls Klärungsbedarf sieht sie beim Thema Parkplätze und Parkhaus. Zumindest in größerem Rahmen sind nicht mehr Stellplätze vorgesehen, auch keine Tiefgarage. Das führe zu „Herausforderungen, die vielfach beschrieben und leider vielfach ignoriert wurden“, stellte die Initiative fest. Und sie fragt nach Lösungen. „Ist eine Parkraumbewirtschaftung Teil des Konzepts"? Werde an ein Parkverbot für Lkw und Wohnmobile gedacht? Wie sehe es mit Ladesäulen für E-Autos aus? Und wie wird damit umgegangen, dass umliegende Wohnviertel zum „Ersatzparkplatz“ werden können?
Geben soll es dagegen einen sogenannten Mobility Hub. Zu dessen konkreter Ausgestaltung wollen die Anwohner ebenfalls noch etwas mehr erfahren. Inwiefern sei dort beispielsweise Car- und Bike-Sharing vorgesehen oder eine Fahrradwerkstatt? Und wie kommen vor allem ältere Menschen zu diesem Hub?
Auch der öffentliche Nahverkehr spielt eine Rolle, gefragt wird, ob neben einer Buslinie auch weitere Angebote wie selbst fahrende E-Busse oder Shuttle-Busse ernsthaft geprüft werden. Und ob sich die BVV weiter für volle Transparenz und Bürgerbeteiligung beim Mobilitätskonzept einsetze?
Viele ihrer Denkanstöße waren bereits Anfang Februar bei einer Bürgerversammlung zur Cité Foch vorgebracht worden. Damals ging es außerdem um die künftige öffentliche Infrastruktur. Stadtentwicklungsstadträtin Korinna Stephan (B’90/Grüne) hatte bei der Veranstaltung die Vision eines Stadtviertels der Zukunft entworfen, in der das Auto nur noch eine geringe Rolle spiele. Ein Ausblick, auf den sich viele Teilnehmer nicht einlassen wollten und darauf verwiesen, dass zumindest aktuell noch zahlreiche Menschen auf ein motorisiertes Fahrzeug angewiesen seien. Zumal die Alternativen, etwa beim öffentlichen Nahverkehr, damals eher vage skizziert wurden.
Daran knüpft die Initiative Waidmannslust jetzt an und verlangt Antworten. Und sie kann wohl immerhin damit rechnen, dass ihr Vorstoß nicht ganz ungehört verhallt. Der BImA sei zur Aufgabe gemacht worden, das Mobilitätskonzept für das Wohngebiet zu überarbeiten, wusste auch Wolfgang Nieschalk. „Dem Vernehmen nach ist es in Planung“.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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