Nach der Flucht Ankunft im Beruf: Vivantes übernahm 50 Pflegekräfte
Wittenau. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles und Arbeitssenatorin Dilek Kolat (beide SPD) informierten sich am 25. Juni im Vivantes Humboldt-Klinikum, Am Nordgraben 2, über die Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt.
Mohammed Jouni macht sich gut als Führer durch die Gänge des Vivantes Humboldt-Klinikums. Neben den Journalisten vertraut sich auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles seinen Ortskenntnissen an. Jouni arbeitet seit 2010 in der Klinik als Gesundheits- und Krankenpfleger, seit zwei Jahren studiert er zudem Medizin an der Charité mit einem Stipendium im Rahmen der Begabtenförderung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Dieser Lebensweg ist keine Selbstverständlichkeit. Jouni kam mit seiner Familie 1998 als Flüchtling aus dem Süd-Libanon nach Berlin. Fünf Jahre später wurde der Asylantrag der Familie abgelehnt, aber eine Duldung ausgesprochen. Jouni besuchte erst eine Hauptschule, dann eine Realschule, schließlich machte er das Abitur an einem Gymnasium. Da kam ihm die Regelung zugute, dass geduldete Flüchtlinge mit guten Abschlüssen eine befristete Aufenthaltsgenehmigung bekommen können, was ihnen wiederum eine Ausbildung ermöglicht.
Jouni belegte über das Projekt bridge (Berliner Netzwerk für Bleiberecht), das Fördergelder der Europäischen Union und des Bundesarbeitsministeriums erhält und sich um die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt kümmert, einen Pflegebasiskurs. Dann folgte die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger am Institut für berufliche Bildung im Gesundheitswesen von Vivantes. Dort haben mittlerweile 50 Auszubildende, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen waren, nach drei Jahren ihre Abschlüsse gemacht.
Arbeitsministerin Nahles erinnerte daran, dass noch im vorletzten Jahrzehnt Flüchtlingen eine Arbeitsaufnahme fünf Jahre lang verwehrt war. Mittlerweile liegt diese Frist bei drei Monaten. „Am besten kommt man in einem Land über die Arbeit an“, ist Nahles überzeugt. Für Arbeitssenatorin Dilek Kolat ist die Integration in den Arbeitsmarkt auch eine Frage der Logik. „Wir haben Fachkräftemangel, und wir haben viele Menschen, die hier sind.“
CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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