Pakete abholen im Sozialkaufhaus
Postbank-Filiale in Wittenau geschlossen / Kunden mit Ersatzlösung unzufrieden

Postfächer neben Bücherauslage: Michael Schulz ist nicht begeistert. | Foto: Christian Schindler
  • Postfächer neben Bücherauslage: Michael Schulz ist nicht begeistert.
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Die Schließung der Postbank-Filiale Wittenau an der Oranienburger Straße 80 hat im Kiez für erheblichen Ärger gesorgt.

Es ist der 30. November, und die Dämmerung hat eingesetzt. Der Berliner Berufsverkehr startet ins Wochenende. Im Sekundentakt erscheinen Menschen vor der ehemaligen Postbank-Filiale an der Oranienburger Straße 80. Sie erfahren erst durch die Aushänge, dass die Filiale seit dem 28. November geschlossen ist.

Postdienstleistungen werden jetzt im Sozialkaufhaus des Vereins Sozialprojekt Reinickendorf Ost an der Roedernallee 88-90 angeboten. Dazu ist eigentlich nur die stark befahrene Roedernallee zu überqueren. Doch die Postkunden, die diesen Weg gehen, wünschen sich die alte Filiale zurück. Eine Schlange hat sich vor dem einzigen Schalter in dem Raum gebildet, in dem eigentlich gebrauchte Möbel verkauft werden.

„Was ist hier eigentlich mit dem Datenschutz?“

Ein Kunde beschwert sich lautstark darüber, dass Postsendungen nicht in einem getrennten Raum gelagert seien, sondern von Kaufinteressenten der Möbel gesehen werden könnten. „Was ist hier eigentlich mit dem Datenschutz?“, fragt er in den Raum. Die Lautstärke seiner Frage hat mit dem Zorn zu tun, der daher rührt, dass er laut Mitteilung der Post hier eine Sendung abholen kann, die offenbar aber noch nicht da ist.

Ein wenig privilegiert steht Michael Schulz daneben. Der langjährige Bezirksverordnete der Grauen, jetzt Bundesvorsitzender der Partei, hat für diese in Wittenau ein Postfach. Und die Postfach-Kunden wurden rechtzeitig über den Umzug informiert. Doch freuen kann sich Schulz über diesen Vorteil auch nicht: Die Postfächer stehen gleich hinter dem Schaufenster des Sozialkaufhauses, flankiert mit einer Auslage gespendeter Bücher, die käuflich zu erwerben sind. Schulz findet das nicht lustig. Will er nach dem Leeren des Postfachs noch Briefmarken erwerben, heißt das an diesem Freitag lange Schlange zu stehen.

Post versichert Besserung

Der Post sind die Probleme bekannt: „Sollten die Dienstleistungen in den ersten Tagen nach der Eröffnung der Partnerfiliale nicht zur vollsten Zufriedenheit für unsere Kunden angeboten worden sein, bitten wir um Entschuldigung und Verständnis. Wir haben mit unserem Partner Kontakt aufgenommen und die ersten Tage besprochen und ausgewertet. Entsprechend sind wir davon überzeugt, unseren Kunden die gewohnte Qualität ab sofort wieder anbieten zu können“, teilt Tina Birke, Pressesprecherin Berlin der Deutschen Post DHL Group, der Berliner Woche auf Nachfrage mit.

Jeden Sonnabend geöffnet?

Tina Birke versicherte auch, dass die Postdienstleistungen nicht nur montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, sondern auch sonnabends von 10 bis 14 Uhr zur Verfügung stünden – der Verein ist laut eigener Homepage immer nur einmal im Monat sonnabends zugänglich. Michael Schulz jedenfalls wundert sich, dass in Wittenau ein gemeinnütziger Verein als Post-Partner zum Zuge kam, während die Post laut eigener Mitteilung mit dem örtlichen Einzelhandel arbeitet. Im Sozialkaufhaus des Vereins, der 2011 vorwiegend von Mitgliedern und Geistlichen der evangelischen Luther-Gemeinde Alt-Reinickendorf ins Leben gerufen wurde, ist zumindest teilweise bei Käufern der Nachweis der Bedürftigkeit erforderlich.

Geld gibt's nur am Wilhelmsruher Damm

Das Abheben von Geld ist in der neuen Partner-Filiale überhaupt nicht möglich. Wer das möchte, muss sich zum Postbankautomaten am Wilhelmsruher Damm 150 begeben.

SPD fordert mehr Automaten

Die Schließung der Postbank-Filiale hat die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung für die Sitzung am 12. Dezember zum Anlass genommen, eine Empfehlung zur Abstimmung zu stellen, nach der das Bezirksamt sich für die Einrichtung zusätzlicher Postagenturen zum Beispiel in Supermärkten und die Aufstellung zusätzlicher Postwertzeichenautomaten einsetzen soll.

Michael Schulz lädt wiederum die Wittenauer ein, ihm Probleme mit der Post oder andere Themen zu melden unter der Rufnummer 41 47 20 40 oder unter www.diegrauen-partei.de.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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