Bürger zweifeln am Sinn des Abholzens im Grunewald
Die aufgestapelten Bäume haben Anwohner und Spaziergänger aufgeschreckt. "Eine große Menge ist schon gefällt worden, und es gibt zahlreiche Bäume mit roter Markierung. Die sollen auch noch weg", sagt Silvia R. Ein Rundgang mit Revierförster Andreas Constien stellte sie nicht zufrieden. "Mir wurde von Schäden wie Schwamm berichtet. Bei der Begehung aber nur ein einziger Baum mit Schwamm gezeigt".
Zudem macht sie sich um die Stabilität der Rodelbahn Sorgen: "Am oberen Hangende sind viele Bäume markiert, wenn die nicht mehr stehen, besteht die Gefahr, dass die Erde wegrutscht." Die Baumfreundin hat auf der Plattform Avaaz jetzt eine Online-Petition gestartet, gerichtet an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Darin wird der Stopp der Fällungen gefordert.
Uwe Leß war bei der Begehung ebenfalls dabei. Auch er lehnt die Fällungen ab: "Die Natur regelt alles von alleine, wo wir eingreifen, richten wir mehr Schaden als Nutzen an."
Marc Franusch, Förster und Sprecher der Berliner Forsten, versteht die Bedenken, kann die Maßnahmen aber erklären. Die sogenannten Durchforstungen finden regelmäßig in allen Wäldern der Hauptstadt statt. Ein gesunder Mischwald soll entstehen, mit Lebensräumen für Pflanzen und Tiere. Derzeit sind die Hauptvertreter zu 60 Prozent Kiefern. "Manchmal stehen die Bäume so eng, das junge Laubbäume, die langsamer wachsen als Kiefern, kein Licht bekommen", erläutert Franusch. Dann sei da noch der Sicherheitsaspekt. "Morsche Bäume könnten bei heftigem Wind abbrechen und Spaziergänger gefährden, besonders an Wegen", sagt Franusch. Die Befürchtung, die Fällungen hätten eine Erosion an der Rodelbahn zur Folge, kann er entkräften: "Dort bleibt genügend gesunder Nachwuchs stehen, die Hänge rutschen nicht ab."
Auch die "Ernte" spielt eine Rolle. Das Land Berlin nimmt jährlich rund drei Millionen Euro aus der Holzwirtschaft ein. Gefällte Bäume werden vorzugsweise zu Paletten, Spanplatten, Sperrholz, Papier. Aus dem Laubholz entsteht Material für Tischlereien.
"Pro Jahr wachsen etwa 150 000 Kubikmeter Holz nach, davon verwerten wir bis zur 120 000", erklärt Franusch. "Es bleiben also 30 000 Kubikmeter. Der Waldbestand reichert sich also an."
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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