Eine Glocke für den Friedhof
Zehlendorf. Die kleine Glocke auf dem Friedhof Zehlendorf hat ausgedient. Seit Dienstag, 8. November, steht gegenüber der Feierhalle eine Glocke, deren satter, wohl tönender Klang auch noch in den entfernteren Ecken des Geländes zu hören ist. Sie ist aus Bronze, 153 Jahre alt und ein „Schnäppchen“.
Dass es diese Glocke auf dem Friedhof an der Onkel-Tom-Straße jetzt gibt, ist der Initiative von Pfarrer Steffen Reiche von der evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee zu verdanken. „Bei Begräbnissen habe ich es immer bedauert, dass bei längeren Wegen zum Grab absolute Stille herrschte, kein Geläut zu hören war. Das war belastend“, erzählte er bei der Übergabe der neuen Anlage. „Es musste also eine richtige Glocke her.“
Reiche sprach mit Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) und der für das Grünflächen- und Straßenbauamt zuständigen Stadträtin Christa Markl-Vieto (B‘90/Grüne). Beide waren von der Idee angetan. Genehmigungen wurden zügig erteilt, sodass Reiche vor rund einem Jahr mit der Suche nach einer geeigneten Glocke beginnen konnte.
Der erste Anruf bei einer Glockengießerei in Braunschweig war wenig erfolgreich, brachte aber den entscheidenden Tipp. „Dort hieß es, fragen Sie in Teltow bei Greve nach.“ Greve ist Inhaber der Fachfirma Böttcher und Klapper Glockenläutemaschinen und Schlosserei. Er hatte genau das Richtige, bot Reiche eine „gebrauchte“ Glocke an. Sie stammt aus der Friedensgemeinde Charlottenburg, wurde dort nicht mehr gebraucht und war seit Jahren eingelagert. Eine neu zu gießende Glocke – heutzutage aus Stahl – wäre um einiges teurer geworden. „Sie hätte rund 9000 Euro gekostet, mit Aufhängung, Fundament und Einrüstung bis zu 25 000 Euro“, erläuterte Gunnar Greve.
Nachdem die Second-Hand-Glocke gesichert war, begann Reiche im Januar 2016 in seiner Gemeinde zu sammeln. Rund 6000 Euro kamen zusammen. Das Geld wird und wurde in die Aufarbeitung der Glocke, ein Gestell, die Elektrik und eine Art Einrüstung mit Dach und Wetterschutz investiert.
Das Grünflächenamt des Bezirks half, indem die Azubis das Fundament gossen. Die Materialkosten von unter 1000 Euro trug zudem der Bezirk, berichtete Stadträtin Markl-Vieto.
Jetzt kann also bei gegebenen Anlässen das Geläut per Fernbedienung eingeschaltet werden und einen würdigen Rahmen bei Begräbnissen liefern. Pfarrer Reiche erinnerte sich an die kleine Behelfsglocke: „Sie war zu leise, und ehrlich gesagt klang sie, als würde man gegen einen Melkeimer treten.“ uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.