Atelierhaus am Teltower Damm 139 ist Denkmal des Monats
Hilde Weström baute für Künstlerinnen
Klarheit, Funktionalität und ein eher unauffälliges Erscheinungsbild zeichnen die Entwürfe der Architektin Hilde Weström (1912-2013) aus. Am Teltower Damm 139 baute sie 1965 ein Wohn- und Atelierhaus für die Bildhauerin Ursula Hanke-Förster und deren Ehemann Günther Hanke.
Das Gebäude gilt als eines ihrer Hauptwerke und wurde von der Denkmalschutzbehörde des Bezirks zum Denkmal des Monats September 2018 gewählt. Das Wohnhaus hat eine für die damalige Zeit typische, fast strenge Form. Für die Außenwände wurden weiß geschlämmte Kalksandsteine verwendet. Vertikale und horizontale Fensterbänder mit dunklen Rahmen gliedern die Fassade. Das acht Meter hohe Atelier ist bewusst zur Straße hin angeordnet und soll den zweigeschossigen Wohnbereich abschirmen.
Seit einem Eigentümerwechsel vor einigen Jahren wird das Atelier allerdings auch als Wohnraum genutzt. Aus der Entstehungszeit erhalten ist ein Würfelparkett, der Kamin und das Treppengeländer mit einem knallblauen Handlauf. An zentraler Stelle gibt es eine Wand aus unterschiedlich gefärbtem Glas, die den Essplatz vom Flur trennt. Ein Kran erinnert an die Bildhauerwerkstatt von Ursula Hanke-Förster, kleine Kunstwerke von ihr sind im Haus zu sehen.
Hilde Weström, geborene Eberle, kam in Neisse/Oberschlesien zur Welt, absolvierte nach dem Abitur ein Tischler- und Maurerpraktikum. 1932 begann sie das Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in Charlottenburg. In Dresden setzte sie das Studium fort und schloss es 1938 mit dem Hauptdiplom ab.
Während des Zweiten Weltkriegs lebte die Architektin mit ihrem Mann Jürgen Weström und vier Kindern in einer kleinen Wohnung in der Beuckestraße. Später errichtete sie am Teltower Damm 139, dort wo später das Atelierhaus entstand, für ihre Familie eine Behelfsbaracke, die als Sommerhaus genutzt wurde.
Als eine der ersten Frauen setzte Hilde Weström 1948 ihre Aufnahme im Bund Deutscher Architekten durch und eröffnete ein Jahr später ihr erstes eigenes Büro. Ab 1953 lebt und arbeitet sie in der Meisenstraße 2 in Dahlem.
Eine wichtige Station in Weströms Karriere war die Internationale Bauausstellung Interbau 1957 zur Neugestaltung des im Krieg zerstörten Hansa-Viertels. Zusammen mit der Bauhausabsolventin Wera Meyer-Waldeck erarbeitete Weström Musterwohnungen für die Entwurfs-Schau der Interbau „Die Stadt von Morgen“.
Die Architektin entwickelte für den bauwirtschaftlichen Beirat des Berliner Senats auch das „Küchenblatt“ – die Mindestanforderungen an eine Küche im sozialen Wohnungsbau. Sie gelten noch heute.
Weström trat auch der Gedok bei, einer Gemeinschaft von Künstlerinnen und Kunstförderern. In ihrem Haus veranstaltete sie Ausstellungen und Lesungen, lernte Künstlerinnen kennen, für die sie später baute – unter anderem 1963 eine Töpferwerkstatt für die Keramikerin in der Stubenrauchstraße 52 in Steglitz.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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