Verkehrssicherheit in Gefahr
Rückschnitt an alten Maulbeerbäumen auf dem Friedhof der Alten Dorfkirche

Zur Potsdamer Straße hin, direkt an der Bushaltestelle, hingen die Äste dieses Maulbeerbaums zu tief über dem Bürgersteig. | Foto: Ulrike Martin
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  • Zur Potsdamer Straße hin, direkt an der Bushaltestelle, hingen die Äste dieses Maulbeerbaums zu tief über dem Bürgersteig.
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Rund 200 Jahre alt sind die drei Weißen Maulbeerbäume auf dem Kirchhof der Alten Dorfkirche an der Ecke Clayallee und Potsdamer Straße. Wer vor Kurzem beobachten konnte, dass an den Ästen gesägt wurde, muss sich keine Sorgen machen. Es handelte sich um eine fachkundige Pflegemaßnahme.

Für den Rückschnitt gab es zwei wichtige Gründe. Zum einen sind die Stämme der „Baumgreise“ ausgehöhlt. Die Last der belaubten Äste könnte sie durch Astbruch erheblich schädigen. Außerdem hingen die Zweige viel zu tief über dem Geh- und Radweg an der BVG-Haltestelle in der Potsdamer Straße. Das Geäst musste deshalb aus Gründen der Verkehrssicherheit gestutzt werden.

Gepflanzt wurden die Maulbeerbäume 1789. Friedrich der Große (1688-1740) wollte die Seidenproduktion in Preußen systematisch fördern. In Berlin entstanden viele kleine Plantagen, so auch auf dem Kirchhof an der Alten Dorfkirche auf Plätzen und Kirchhöfen. Dort wurden 15 Maulbeerbäume gepflanzt.

Der Küster und Dorfschullehrer Ernst Ferdinand Schäde (1772-1861) nahm 1793 im benachbarten Schulhaus, dem heutigen Heimatmuseum, seinen Dienst und kümmerte sich um die Seidenraupenzucht. Unter anderem mussten die geschlüpften Raupen bis zu fünf Mal am Tag mit dem Laub der Maulbeerbäume gefüttert werden. Später spannen sie sich in Kokons ein, die die begehrten Seidenfäden lieferten. Schäde verkaufte sie und konnte mit dem Erlös sein Lehrergehalt aufbessern.

Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor wurde die Zucht in Preußen jedoch nicht. Nach 1861 zeichnete sich das Ende ab: Europaweit fielen die Seidenraupen einer Seuche zum Opfer. Hinzu kamen kalte Winter, die Verluste unter den frostempfindlichen Maulbeerbäumen verursachten.

Die drei erhaltenen Exemplare an der Alten Dorfkirche sind seit 1940 als Naturdenkmale ausgewiesen. Sie haben einen Stammumfang von drei bis vier Metern.

Kirchhof soll für Besucher geöffnet werden

Der Kirchhof, in dem die Maulbeerbäume stehen, ist ein Gartendenkmal und gehört ebenso zum 2017 gestarteten Sanierungsprojekt des Förderkreises Alte Dorfkirche wie die Kirche selbst und deren Altarraum. Aus dem verwilderten Friedhof soll ein Garten werden, für Besucher geöffnet und zum Verweilen einladend. Dafür müssen die Grabstätten aus dem 18. und 19. Jahrhundert denkmalgerecht rekonstruiert werden, ebenso die Bepflanzung. Erste Schritte sind getan, mit Hilfe von Freiwilligen konnten zu dichtes Gebüsch und wuchernde Sträucher bereits vor einem Jahr zurück geschnitten werden.

Im Herbst 2018 gab es 40 000 Euro aus dem Etat des Staatsministeriums für Kultur und Medien für die Instandsetzung des Kirchhofs. Aber es fehlt noch an Geld, der Förderkreis rechnet mit Kosten in Höhe von insgesamt 180 000 Euro.

Mehr Informationen gibt es im Internet auf https://bwurl.de/14hj

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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