Von der Ladenstraße zum „Peitschenknall“
Stadtrundgang durch die Onkel-Tom-Siedlung jetzt auf PC und Smartphone
Eine der Sehenswürdigkeiten entlang der neuen Dahlem-Route ist die Waldsiedlung Zehlendorf, auch Onkel-Tom-Siedlung genannt. Wer dort mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist, kann sich jetzt mit einem Online-Guide über die Geschichte der Siedlung informieren.
Kernstück des Wegweisers, den der Nachbarschaftsverein Papageiensiedlung erstellt hat, ist eine interaktive Karte, die alle Infos bündelt. Hier kann der Betrachter den Rundgang, die Bauphasen und die Grafiken individuell an- und ausschalten, mit verschiedenen Grundkarten kombinieren sowie ein- und auszoomen. An den 21 Stationen des Rundgangs findet der Besucher QR-Codes, mit denen er schnellen Zugriff auf die Informationen zum Standort erhält.
Vom Kino zum Supermarkt
Die Onkel-Tom-Tour durch die von der Wohnungsbaugesellschaft Gehag 1926 bis 1932 errichtete Siedlung dauert als Spaziergang maximal zwei Stunden.
Die Tour im Guide startet im Bruno-Taut-Laden, Ladenstraße im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte. Dort gab es unter anderem bis 1968 ein Kino, das kurzzeitig auch als Vorlesungssaal der Freien Universität Berlin genutzt wurde. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Supermarkt.
Entlang der Straßen der Siedlung werden die einzelnen Bauabschnitte der Siedlung erläutert. Einer dieser Abschnitte an der Argentinischen Allee heißt „Peitschenknall“, vollständig „Peitschenknall ins Gesicht der Bourgeoisie“. Der Architekt Bruno Taut soll darüber verstimmt gewesen sein, dass die Zehlendorfer Politiker den Einzug unterer Einkommensschichten eher verhindern wollten und jeden Bauabschnitt mit Genehmigungsschwierigkeiten behinderten. Der „Peitschenknall“, eine rund 450 Meter lange Randbebauung, war Tauts Reaktion darauf – als Kontrastprogramm zu romantisierenden Einzelhäusern wie beispielsweise Am Fischtal. An der Ecke Argentinische Allee und Riemeisterstraße erinnert eine Gedenktafel an den Architekten. Sie wurde zu seinem 50. Todestag 1988 errichtet.
Bunt wie ein Papagei
Die Siedlung ist bekannt für ihre bunten Fassaden. Im Volksmund hieß sie deshalb schon früh auch Papageiensiedlung. Die Architekten Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg setzten bewusst auf Farben und entwarfen entsprechende Konzepte. So sind zum Beispiel die Querstraßen nördlich der Argentinischen Allee auf der Ostseite in Braun-Rot, auf der Westseite in Grün gehalten, um zum jeweiligen Himmelslicht zu passen. Der braunrote Ton korrespondiert mit dem warmen Westlicht, der grüne mit dem kalten Morgenlicht. Im Gestell hingegen stehen Reihenhäuser in einem intensiven Blau. Gestaltet hat sie Salvisberg.
Der Nachbarschaftsverein Papageiensiedlung (Öffnungszeiten: Di bis Fr von 14.30 bis 18.30, Sa 10 bis 14 Uhr) hat den Guide in Papierform 2017 erarbeitet. Er ist gegen eine Spende im Bruno-Taut-Laden auszuleihen.
Die Online-Version des Guides steht auf http://oth.erstberlin.de/ als Download fürs Handy oder den PC zur Verfügung.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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