Bürgerstiftung startet Spendenkampagne für zweiten Fahrbus
Steglitz-Zehlendorf. „Ein Bücherbus ist ein Muss! Und ein zweiter hilft weiter“. Mit diesem Spruch haben Bürgerstiftung, Stadtbibliothek und deren Freundeskreis eine neue Spendenkampagne gestartet.
Der im Februar in Dienst genommene Bus ist technisch auf dem aktuellen Stand und erfüllt die für Diesel-Kfz vorgeschriebene Euro-6-Norm, ist also umweltfreundlich. Für rund 20 000 Euro, die Freundeskreis und Bürgerstiftung gesammelt hatten, kamen eine Klimaanlage und eine Hebebühne für Rollstühle hinzu. Und der Bus fährt sich gut, wie Stefan Rost, Leiter der Fahrbibliothek, versicherte. Noch ein positiver Effekt: „Wir haben mehr Besucher und die Leute gucken, wenn wir an der Haltestelle stehen.“
Auf der anderen Seite bereitet der zweite noch fahrende Bus Sorgen. Er ist seit 1993 in Betrieb. „Tragende Teile rosten vor sich hin, die Werkstattbesuche häufen sich“, erläutert Rost. Die Befürchtung: Fällt der Bus komplett aus, gibt es nur noch die Hälfte des Angebots.
Und dieses Angebot kann sich sehen lassen. So wurden 2016 über 200 000 Medien in der Fahrbibliothek ausgeliehen, mehr als 85 000 waren es im ersten Halbjahr 2017 allein an den Schulen. Von 28 Stationen liegen 16 vor Grundschulen. Leseförderung ist ein wichtiges Thema, aber auch die Versorgung von Senioren, die nicht mehr so mobil sind und weite Wege zu einer der drei Stadtbibliothek-Filialen hätten. Die Stadtbibliothek liegt bei den Ausleihen wie den Besuchen auf Platz eins in Berlin, die Fahrbibliothek ist die erfolgreichste von fünf, die es stadtweit gibt. Und die älteste: Sie ging 1956 in Betrieb.
Es wurde zwar im Juni ein BVV-Beschluss gefasst, dass ein zweiter Bus auf die Straße kommen soll, aber im Haushalt 2018/19 ist kein Geld dafür eingestellt worden. Jetzt hofft Jens Gehring, Leiter des Fachbereichs Bibliotheken, auf den Doppelhaushalt 2020/21. In der jüngsten BVV war das Projekt ebenfalls ein Thema. Bündnisgrüne und Liberale stellten den Antrag, dass Landes- und Bundesmittel beantragt werden, um den zweiten Bus als Elektrofahrzeug ausstatten zu können. Dies würde allerdings rund 700 000 Euro kosten und damit 200 000 mehr als der erste, stellt Stefan Rost fest. „Außerdem ist die Technik noch nicht so weit, große Batterien müssten eingebaut werden, was auf Kosten des Platzes für die Medien ginge.“ Man werde die Entwicklung in diesem Bereich aber beobachten.
Sicher ist er aber, dass es ein Bewusstsein der Bürger für die Wichtigkeit des zweiten Busses gebe. Genau an diesem Punkt soll angesetzt werden. „Wir wollen in Schulen gehen, Eltern ansprechen, Aktionstage veranstalten, die Bürger zu Spenden motivieren“, erklärt Karin Lau von der Bürgerstiftung. Stadtbibliothek und Freundeskreis veranstalten regelmäßig Trödelmärkte für Bücher und Musik-Medien.
Zwar sei die Finanzierung des Busses eine Sache der öffentlichen Hand und damit des Bezirks. Aber wenn die Anschaffung des neuen Busses in Sicht sei, soll er auch die gleiche Ausstattung mit Klimaanlage und Barrierefreiheit haben wie der erste. Und wie schon bei der Spendenaktion für den ersten Bücherbus gibt es auch dieses Mal prominente Unterstützung. Die Schirmherrschaft hat erneut der Regisseur Volker Schlöndorff übernommen. uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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