Die größte Luftwaffenbasis außerhalb der USA
Themenabend im Alliierten-Museum über Ramstein in der Pfalz
Als Ort der Flugschaukatastrophe vom 28. August 1988 ist der Name Ramstein bis über Deutschlands Grenzen zu trauriger Bekanntheit gelangt. Die Geschichte und die Gegenwart des Ortes lassen sich jedoch nicht auf dieses Unglück reduzieren.
Mit einem Vortrag und einem Filmbeitrag beleuchtet das Alliierten-Museum am 26. März die Entwicklung der Air Base Ramstein und geht der Frage nach, wie sich die Region am Rand des Pfälzerwaldes mit der Stationierung der Amerikaner verändert hat. Im Zentrum des Themenabends steht der Film „Geheimnisvolle Orte: Ramstein“. Der Südwestrundfunk strahlte die Dokumentation 2018 anlässlich des 30. Jahrestags der Flugschaukatastrophe aus.
Ramstein gibt es zwei Mal: die größte US-Luftwaffenbasis außerhalb der USA und das pfälzische Dörfchen Ramstein, das der benachbarten Air Base den Namen gab. Während des Zweiten Weltkriegs benutzte die deutsche Luftwaffe einen Abschnitt der Reichsautobahn nahe Ramstein als Behelfsflugplatz. Gegen Ende des Krieges eroberten die US-Streitkräfte die Anlage.
Im Film ist zu sehen, wie die GIs mit ihren Dollars in den Taschen kamen, Freundschaften und Ehen wurden geschlossen, der amerikanische Lebensstil hielt Einzug. Auf den Flugtagen präsentierten die Militärs ihre neueste Kriegstechnik, in den amerikanischen Clubs boten sie ihren deutschen Gästen Cocktails, Jazz und Burger. Die Verbundenheit der einheimischen Bevölkerung zu den Amerikanern war und ist eng – die Ramsteiner kamen kaum zu Demonstrationen gegen Vietnam oder später gegen Lärmbelästigung. Viele von ihnen arbeiten immer noch auf der Air Base oder sind
abhängig von den amerikanischen Aufträgen und Konsumenten.
Shopping-Mall, Hotel, zwei Kirchen
Heute gibt es dort rund 22 000 Einwohner – eine amerikanische Kleinstadt. Wer hier lebt, in den so genannten Housings oder Kasernen, muss die Base nicht verlassen, denn dort ist alles, was man im Alltag braucht, vorhanden: eine riesige Shopping Mall, Supermärkte, Restaurants, ein 360-Betten-Hotel, Sportplätze und zwei Kirchen – und sogar ein eigenes Flugterminal für Passagiere aus Amerika.
Ein einschneidendes Datum in der Geschichte der Air Base war der 28. August 1988. Während einer militärischen Flugschau, deren Besucherzahl auf mehr als 300 000 geschätzt wurde, stürzten nach einer Kollision in der Luft drei Kunstflugmaschinen ab. Eines der Flugzeuge rutschte brennend ins Publikum. Nach offiziellen Angaben kamen 70 Menschen ums Leben, mehr als 1000 wurden verletzt. Ein Gedenkstein in der Nähe der Air Base erinnert seit 1995 an die Opfer.
Blick hinter die Kulissen
Seit dem 11. September 2001 ist die Basis abgeschottet. Ohne Passierschein und Begleitperson kommt niemand hinein. Für ihren Film hat Regisseurin Anne Worst Zutritt zu ausgewählten Komplexen erhalten – ihr gelang ein Blick hinter die Kulissen. Sie konnte auf bisher unveröffentlichtes Archivmaterial und Fotos zurückgreifen. Und sie kam ins Gespräch mit Zeitzeugen, von denen einige bereit waren, erstmals über die Katastrophe von 1988 zu sprechen.
„Geheimnisvolle Orte: Ramstein“ wird im Beisein der Regisseurin am Dienstag im Alliierten-Museum, Clayallee 35, um 19 Uhr gezeigt. Eingeleitet wird der Abend mit einem Vortrag von Michael Geib vom Dokumentationszentrum Ramstein zur Geschichte der Amerikaner in Rheinland-Pfalz. Der Eintritt ist frei. Die Fotoausstellung „Little America. Leben in der Militär-Community in Deutschland“, in deren Rahmen der Film zu sehen ist, kann an diesem Abend bis kurz vor 19 Uhr besichtigt werden.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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