Kopf der "Negerin" abgeschlagen
Beschädigte Skulptur soll in die Zitadelle Spandau

Die Skulptur „Negerin“ soll künftig in einer Ausstellung in der Zitadelle Spandau zu sehen sein – auch ohne Kopf.  | Foto: Ulrike Martin
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  • Die Skulptur „Negerin“ soll künftig in einer Ausstellung in der Zitadelle Spandau zu sehen sein – auch ohne Kopf.
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Der Figur „Negerin“ vor dem Haus Leuchtenburgstraße 35 haben Unbekannte in der Nacht zum 17. Juni den Kopf abgeschlagen, zudem wurde die Skulptur mit blauer Farbe besprüht. Am Morgen lag der Kopf noch neben der Figur, später war er verschwunden. Der Bezirk hat Anzeige erstattet, die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Auf dem ebenfalls besprühten Sockel steht der Name des Bildhauers Arminius Hasemann und der Titel „Negerin“. Hasemann schuf die Figur 1922. An ihren jetzigen Standort kam sie 1985.

Bereits im Mai 2019 hatten die Bündnisgrünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) den Antrag gestellt, die Skulptur entfernen zu lassen. „Die besagte Figur stellt eine afrikanische Frau nackt, affenartig und einfältig dar und ist daher stark geeignet, rassistische Stereotypen zu transportieren“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Bernd Steinhoff. Weder die Skulptur noch der künstlerische Lebenslauf Hasemanns seien derart herausragend, dass sie eine Ausstellung und Würdigung in dieser Weise rechtfertigen würden. Die Grünen schlugen vor, die Figur in einem Museum aufzustellen. Dort könne ein entsprechender Kontext geschaffen werden, um Rassismus zu erklären und zu verhindern. Im Januar 2020 beschloss die BVV den Antrag. Gab es anfangs noch die Überlegung, die Skulptur im Ethnologischen Museum aufzustellen, soll sie jetzt in die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ in der Zitadelle Spandau zu sehen sein.

Die Skulptur „Negerin“ besteht aus Muschelkalkstein. Sie sei in ihrer bildhauerischen Qualität als außergewöhnlich zu bezeichnen, ist auf der Internetseite „Bildhauerei in Berlin“ zu lesen. Sie zeige Elemente der Art déco. Allerdings weise sie aus heutiger Sicht rassistische Tendenzen auf.

Arminius Hasemann (1888 bis 1979) trat 1932 in die NSDAP ein und war danach als sogenannter Kulturwart in Zehlendorf tätig, was einer Kontrolle der Künstler gleichkam. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Hasemann an der Errichtung des sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park beteiligt, ebenso am Wiederaufbau der Deutschen Staatsoper Unter den Linden. Nach dem Mauerfall lebte und arbeitete er in West-Berlin, seine Tätigkeit in der NS-Zeit verschwieg er.

Mehrere seiner Werke stehen im öffentlichen Raum, unter anderem der Brunnen und die Portalfigur am Gemeindehaus der Kirche Zur Heimat oder ein „Sitzender Pan“ im Heinrich-Lassen-Park in Schöneberg. Die 1922 geschaffenen „Affengruppe“ schenkte der Bildhauer kurz vor seinem Tod dem Berliner Zoo, sie hat ihren Platz vor dem Tropenhaus.

Die „Negerin“ und eine zweite Figur, der „Faun“, standen ursprünglich im Garten von Hasemanns Wohnhaus in der Leuchtenburgstraße 18. Nach dessen Tod verkam das Gebäude und wurde Mitte der 1980er-Jahre abgerissen, die beiden Skulpturen kamen auf Initiative von Freunden Hasemanns an ihren neuen Standort.

Die Skulptur „Negerin“ soll künftig in einer Ausstellung in der Zitadelle Spandau zu sehen sein – auch ohne Kopf.  | Foto: Ulrike Martin
Die Figur vor der Zerstörung.   | Foto: OTFW/wiki
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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