Collier-Glocke im Heimatmuseum war ein Zufallsfund

Die Collier-Glocke wurde 1892 gegossen, 1983 in Frankfurt am Main gefunden und 1984 nach Zehlendorf zurückgeholt. | Foto: Ulrike Martin
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Wer das Heimatmuseum an der Ecke Clayallee und Berliner Straße betritt, sieht gleich links neben dem Eingang das erste Exponat. Dort hängt die Collier-Glocke, komplett mit Klöppel. Der Test zeigt: Die Glocke hat einen hellen und auch lauten Klang.

„Gegossen im Jahre des Schulneubaus 1892 von Gustav Collier in Zehlendorf“ ist auf dem Ausstellungsstück zu lesen: „Aus einer Kalkulation für eine vergleichbar schwere Glocke können wir ableiten, dass sie damals etwa 1000 Reichsmark gekostet haben wird“, berichtet Klaus-Peter Laschinsky, Leiter des Heimatmuseums.

Die Gießerei von Gustav Collier zog 1875 von der Weddinger Prinzen-Allee nach Zehlendorf. Direkt am Gemeindewäldchen in der Glockenstraße, die auch heute noch so heißt, baute der aus einer Hugenottenfamilie stammende Glockengießermeister seine neue Werkstatt auf. Bei einem Glockenguss für die Residenzstadt Berlin am 3. Juli 1893 war Kaiser Wilhem II. anwesend. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurden in Zehlendorf mehr als 3000 Glocken gegossen.

Wer das im Heimatmuseum gezeigte Stück bestellt hat, ist bislang nicht bekannt. „In Zehlendorf hat sie jedenfalls nicht geläutet, denn einen Schulneubau hat es 1892 nicht gegeben“, erzählt Laschinsky.

Er vermutet, dass sie eine von vielen ist, die von Zehlendorf aus ihren Weg in die Ferne gefunden haben. So hat zum Beispiel der Entwicklungshelfer Ernst-Ulrich Lentz 1967 eine Glocke am Malawisee in Ostafrika entdeckt, die bei Collier gegossen wurde.

Die Glocke im Heimatmuseum tauchte 1983 bei einem Antiquitätenhändler in Frankfurt am Main auf. Ein ehemaliger Berliner fragte beim Bezirksamt an, ob Interesse an einem Ankauf bestehe. Nach der abschlägigen Antwort blieb das Heimatmuseum als Adressat. Durch Spenden und ein Darlehen gelang es dem Heimatverein, die Glocke 1984 zurück nach Zehlendorf zu holen.

Neben der Glocke hängt ein Brief des Komponisten Gustav Mahler an die Opernsängerin Anna von Mildenburg, mit der er einige Jahre lang ein Liebesverhältnis hatte. Für seine 2. Sinfonie, 1895 uraufgeführt, war er auf der Suche nach Glockenklängen. In Zehlendorf, in der Gießerei Collier, wurde er fündig.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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