Von der Fabrikantenvilla zum Kunstort
Das Haus am Waldsee wird seit fast 75 Jahren kulturell genutzt

Blick auf das Haus am Waldsee von der Argentinischen Allee.  | Foto: Ulrike Martin
3Bilder
  • Blick auf das Haus am Waldsee von der Argentinischen Allee.
  • Foto: Ulrike Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Die Bildhauerin Käthe Kollwitz war die erste, die 1946 im Haus am Waldsee ausstellen konnte. Seit der Eröffnung gab es hier Werke bedeutender Künstler zu sehen. Heute weist das Haus in der Argentinischen Allee 30 eine kulturelle Nutzung von fast 75 Jahren auf und gilt als ein Ausstellungsort internationaler Gegenwartskunst. Das Bezirksamt hat das Gebäude zum Denkmal des Monats Februar gewählt.

Das Haus an der ehemaligen Grunewaldallee wurde 1922/23 nach Entwürfen des Architekten Max Werner als Privatvilla errichtet. Bauherr war der jüdische Textilunternehmer Hermann Knobloch. Es entstand ein zweigeschossiger Putzbau im englischen Landhausstil mit einem hohen Walmdach, einem eingeschossigen Wintergarten auf der einen Seite sowie Bediensteten-Wohnungen auf der anderen. Auf dem 10000 Quadratmeter großen Grundstück mit zahlreichen Bäumen und einem zum Waldsee abfallenden Hang entstand ein Anwesen mit Wirtschaftsgebäude, Stallungen und Gewächshaus.

Bereits 1926 musste Knobloch wegen finanzieller Schwierigkeiten seinen Besitz verkaufen. Haus und Grundstück wechselten in den Folgejahren mehrfach den Eigentümer. Schließlich erwarb 1942 die Allgemeine Film-Treuhand der UFA die Immobilie, und die Villa wurde zum Wohnsitz von Karl Melzer, dem stellvertretenden Präsidenten der Reichsfilmkammer.

Freilichtbühne im Garten

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Haus bis auf das Gewächshaus und den Ostflügel weitgehend erhalten geblieben. Auf Weisung der Alliierten Kommandantur wurde dort 1945 der Sitz des bezirklichen Kunstamtes eingerichtet. Eine Künstlergruppe um die Schauspieler Gustaf Gründgens, Ilse Werner und Marianne Hoppe etablierten damals im Garten eine „Freilichtbühne am Waldsee“. Es wurde aber nicht nur Theater gespielt. Im Haus fanden auch Konzerte mit zeitgenössischer klassischer Musik statt. Das Gebäude verfügte dank seiner Holzbalkenkonstruktion über eine besonders gute Akustik.

Ab 1946 nutzte der Bezirk die Villa für Ausstellungen. Das Gebäude etablierte sich zu einem überregionalen Ort internationaler Kunst. Zu den Künstlern, deren Werke gezeigt wurden, gehörten unter anderem Max Pechstein, Karl Schmidt-Rotluff, Renée Sintenis, Henry Moore, Georges Braque, Willi Baumeister, Bernhard Heiliger und Alexander Camaro.

Nach dem Mauerfall richtete sich der Fokus auf die Kunstszene im Osten Berlins, in deren Schatten das Haus am Waldsee geriet. 2004 wurde die Betriebsstruktur reformiert. Aus dem Verein der Freunde und Förderer gründete sich der „Haus am Waldsee e.V.“, der als Trägerverein mit dem Bezirk um regelmäßige Zuwendung verhandelt und als Zuwendungsempfänger verantwortlich zeichnet. Seit 2005 leitet die Kunsthistorikerin Katja Blomberg das Haus.

Mitte der 2000er-Jahre begann der Ausbau des Skulpturenparks auf dem Freigelände. Dort sind unter anderem Werke von Karl Hartung, Tony Cragg, Daniel Pflumm und Susanne Rottenbacher zu entdecken.

Von 2012 bis 2019 dauerten die denkmalgerechte Sanierung der Gebäudehülle und die Wiederherstellung des 1945 zerstörten Ostflügels. Entstanden sind zusätzliche Arbeits- und Depoträume, eine Bibliothek, ein Workshop-Geschoss im Dach und ein Veranstaltungsraum.

Quelle: Untere Denkmalschutzbehörde/Jörg Rüter, Wikipedia

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 287× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 997× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.049× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.