Droste-Hülshoff-Schüler recherchierten die Geschichte des Bahnhofs Zehlendorf
Zehlendorf. Wie sah der Bahnhof Zehlendorf in seiner Entstehungszeit aus? Welche Gebäude standen damals, was ist übrig geblieben? Die Denkmal-AG des Droste-Hülshoff-Gymnasiums beschäftigte sich ein Schuljahr lang mit der wechselhaften Geschichte des Bahnhofs. Das Ergebnis ist jetzt als Denkmal des Monats Juli auf der Seite des Bezirksamtes zu sehen.
Mit dem Bahnhof Zehlendorf beschäftigten sich sechs Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Klassenstufen. Ab September 2016 recherchierten sie im Heimatmuseum, informierten sich bei der Denkmalschutzbehörde, nahmen Kontakt zur Deutschen Bahn auf. Herausgekommen ist eine 30 Seiten umfassende Broschüre und eine Kurzfassung in Plakatform.
Der Bahnhof Zehlendorf ist der älteste Haltepunkt in Berlin. Er wurde 1838 eingerichtet, als die Stammbahn zwischen Potsdam und Berlin ihren Betrieb aufnahm. Statt einer vier-bis fünfstündigen Kutschfahrt konnte die Strecke in nur 40 Minuten zurückgelegt werden.
In den Folgejahren erhielt Zehlendorf weitere Bahnanschlüsse und feste Stationsgebäude. 1866 entstand am Haltepunkt Zehlendorf ein zweigeschossiger Fachwerkbau, 1891 das Empfangsgebäude mit einem verschließbaren Durchgang und Treppen zu den beiden Bahnsteigen. Die Straßenunterführung des Teltower Damms gibt es bereits seit 1887.
Um 1903 wurden besondere Züge eingesetzt, die ohne Halt von Zehlendorf nach Berlin fuhren. Diese sogenannten Bankierszüge verbanden die Villen der im Grünen residierenden Bankdirektoren direkt mit der Stadt. Um die Schnell- und die reguläre Verbindung zu gewährleisten, wurde eine zweite Brücke gebaut und der Bahnsteig B entstand.
Die ersten elektrischen Züge zwischen Potsdam und Zehlendorf Mitte rollten bereits 1900 – im Wechsel mit dampfbetriebenen Bahnen. Der ausschließlich elektrische Betrieb begann am 15. Mai 1933. Die Fahrzeit verkürzte sich auf neun Minuten.
Nach der Zerstörung des Empfangsgebäudes im Zweiten Weltkrieg wurde ein flach gedeckter Neubau errichtet. Der S-Bahnbetrieb setzte in den 1950er Jahren erst langsam wieder ein.
Nach dem Mauerbau 1961 betrieb die DDR die S-Bahn, die von den West-Berlinern jedoch boykottiert wurde. Fahrgäste und Einnahmen fehlten, Bahnlinien wurden eingestellt, die Anlagen des Bahnhofs Zehlendorf verfielen.
Baumaßnahmen gab es erst wieder ab 1985, nach der Übernahme durch die Berliner Verkehrsbetriebe. Die Ruine des ersten Stationsgebäudes wurde abgerissen, auch der Flachbau aus den Nachkriegsjahren. Seit Ende der 1980er Jahre hat der Bahnhof das heutige Aussehen.
Obwohl die noch bestehenden Elemente der beiden Bahnsteige seit 1991 unter Denkmalschutz stehen, verfallen Teile des Bahnhofs. Die Denkmal-AG will auf diese Details aufmerksam machen. So entstanden Foto-Montagen aus historischen Aufnahmen mit kleinen, im Stil um 1900 gekleideten Figuren im Vordergrund, um die damalige Zeit zu illustrieren. Aus Teilen der im November 2016 abgetragenen Dachlatten des seit Jahren stillgelegten Stammbahn-Bahnsteigs sind Schlüsselbretter entstanden.
Ein Plakat mit mehreren alten Fotos soll den Betrachter auf das Schützenswerte des Bahnhofs hinweisen. Zu sehen ist es im Schaukasten am Heimatmuseum, Clayallee Ecke Potsdamer Straße, sowie im Schaufenster eines stillgelegten Kiosks an der Kreuzung Machnower Straße und Teltower Damm.
Auch im kommenden Schuljahr wird es wieder eine Denkmal-AG geben. „Zeitgeist an der Wand“ heißt das Thema. „Wir wollen in alte Häuser in Zehlendorf gehen, Malereien, Mosaiken und Stuck unter die Lupe nehmen“, erklärt Dorothee Boskamp, die als Kunstlehrerin die Denkmal-AG betreut. Die Projekte der Schule werden von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert. uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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