Heimatmuseum zeigt Schätze aus dem Depot
„Ins Licht gerückt“ heißt die aktuelle Sonderausstellung im Heimatmuseum. Der Titel passt perfekt, denn was jetzt dort zu sehen ist, lagert normalerweise im Keller der Süd-Grundschule. In den Räumen des ehemaligen Schulhauses an der Clayallee, dem Domizil des Heimatvereins, ist nicht genug Platz, um alle Exponate zu präsentieren.
Bisher endet die Ortsgeschichte in der ständigen Ausstellung mit der Kaiserzeit. Das in Zukunft zu ändern, ist ein Ziel des Heimatvereins. Ein erster Schritt ist die neue Ausstellung „Ins Licht gerückt“. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 1960er-Jahre.
Beim Eintritt ins Museum fällt dem Besucher gleich ein riesiges Gemälde von Otto Soltau (1885-1915) auf. Eine Gestalt, zwischen großen Säulen stehend und dem Betrachter den Rücken zukehrend, streckt ihre Arme einer strahlenden Sonne entgegen. Der Maler verwendete oftmals Motive aus der Antike oder der Bibel, später wendete er sich auch der nordischen Mythologie zu.
Kriegsspielzeug zeugt von der Kriegsbegeisterung und der Siegeszuversicht 1914. Zinnsoldaten mit Gewehr über der Schulter in Marschformation sind in einer Vitrine zu sehen, eine Kampfflieger-Staffel, aber auch Szenen aus dem Lazarett mit Schwestern, die sich um Verwundete kümmern.
Präsentiert wird auch ein sogenannter Volksempfänger. Nur wenige Monate nach der Machtübernahme Adolf Hitlers 1933 wurden diese Radioempfänger vorgestellt. Sie gelten als eines der wichtigsten Instrumente der NS-Propaganda. Der in der Ausstellung gezeigte Apparat von 1938 kostete damals 35 Reichsmark.
Ein Karton mit der Aufschrift „The Quakers Oats Company Chicago, packed 1945 Rolled Oats“ – Haferflocken, gespendet von den Quäkern – war eines der Pakete, mit denen die Hilfsorganisation Care die hungernde Bevölkerung in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte. Ebenfalls aus der Zeit nach 1945 sind Dosen mit Fleisch, Nudeln und ein Päckchen mit Trockenmilch: „Donated by the people of the United States of America“ – gespendet vom Volk der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Absender legten eine deutsche Übersetzung bei, wie der Doseninhalt am besten zu verarbeiten ist.
In der Ausstellung gibt es auch so etwas wie ein Mitmach-Projekt. Auf einem Tisch steht eine Kiste mit alten Fotografien, davor ein Stuhl – eine Einladung zum Stöbern. Auf den Bildern sind Menschen zu sehen, alte, junge, einzeln oder in Gruppen. Sie sitzen an Weihnachten zusammen, feiern Silvester oder präsentieren sich festlich gekleidet zu Hochzeiten. Es fehlen allerdings die Hinweise, um wen es sich bei den Abgelichteten handelt. Neben der Kiste liegen Karteikarten. „Vielleicht weiß jemand Genaueres, kennt den einen oder die andere“, sagt der neue Vereinsvorsitzende Matthias Aettner. „Geben Sie den Menschen auf den Fotos einen Namen.“
Es gibt noch mehr zu entdecken, so ein altes Ölbild der privaten Nervenheilanstalt „Schweizerhof“, die sich am heutigen Standort der John-F.-Kennedy-Schule befand. Interessant ist auch ein moderneres Gemälde, Künstler unbekannt, das den Bahnhof Mexikoplatz, samt Schaffnermütze und -kelle, zeigt.
Die Ausstellung will bei den Besuchern das Interesse an der Heimatgeschichte Zehlendorfs wecken. „Vielleicht animiert sie auch dazu, in den eigenen Keller zu steigen“, sagt Matthias Aettner. Es könne durchaus sein, dass etwas ans Tageslicht kommt, das gut in Heimatmuseum passen würde.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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