Regionalgeschichte bewahren
Heimatverein Zehlendorf dokumentiert Vergangenheit und macht sie erlebbar

Lothar Beckmann ist seit neun Jahren Mitglied im Heimatverein Zehlendorf. Exponate wie die alte Registrierkasse helfen, die Geschichte des Ortsteils zu bewahren.  | Foto:  K. Rabe
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  • Lothar Beckmann ist seit neun Jahren Mitglied im Heimatverein Zehlendorf. Exponate wie die alte Registrierkasse helfen, die Geschichte des Ortsteils zu bewahren.
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Der Heimatverein Zehlendorf existiert seit 1886. Gegründet hat sich der Verein, als Zehlendorf und andere Ortschaften mit dem Bau der Eisenbahn eine deutliche Entwicklung machten. Der Ortsverein sah seinen Auftrag darin, die Geschichte der kleinen Orte und Dörfer vor den Toren Berlins für die künftigen Generationen zu bewahren.

Das ist noch heute so. Der Heimatverein als Nachfolger des Ortsvereins kümmert sich um die Heimat- und Regionalgeschichte von Zehlendorf mit seinen Ortsteilen. Derzeit hat der Verein rund 270 Mitglieder, davon engagieren sich 40 aktiv. Alle arbeiten ehrenamtlich und sorgen unter anderem für interessante Ausstellungen im Heimatmuseum, das im alten Zehlendorfer Schulhaus von 1828 untergebracht ist. Dort werden unzählige Ausstellungsstücke, Dokumente, alte Landkarten und Fotos gesammelt und von Vereinsmitgliedern archiviert. Das riesige Depot soll dabei helfen, die Vergangenheit des Teilbezirks zu dokumentieren und erlebbar zu machen.

Eines der aktiven Mitglieder des Heimatvereins ist Lothar Beckmann. Der 72-jährige Ruheständler und ehemalige Journalist gehört seit neun Jahren zum Team des Vereins. Beckmann ist auch ein alteingesessener Zehlendorfer. Noch heute wohnt er mit seiner Familie in dem Haus, in dem er geboren wurde, das sein Großvater 1921 gekauft hatte und in dem heute nun schon die fünfte Generation der Familie lebt. Da liegt es schon fast auf der Hand, dass er sich für Ortsgeschichte interessiert. Und natürlich hat er auch in der Geschichte seiner eigenen Familie geforscht: Wie sich seine Eltern in Zehlendorf kennengelernt hatten oder wie sein Großvater, der Bäckermeister war, das Haus an der Beerenstraße durch die Zeit gebracht hatte. Seine Arbeit im Heimatverein hätte ihn zu ausgiebigen Recherchen regelrecht angesteckt, sagt er. Zu lesen ist die Familiengeschichte im aktuellen Zehlendorf Jahrbuch, das ebenso wie die Zehlendorfer Heimatbriefe und die Chronik-Reihe regelmäßig vom Verein herausgegeben wird und über Altes und Neues von Menschen und Häusern in Zehlendorf berichtet.

Vom Dorf zum Großstadtbezirk

„Es ist spannend zu sehen, wie sich Zehlendorf im Laufe der Zeit vom Dorf zum Großstadtbezirk entwickelt und verändert hat“, sagt Beckmann. Ebenso spannend sei es, Dinge aufzuspüren, die in Vergessenheit geraten sind, aber in Erinnerung bleiben sollten. Kaum jemand wisse beispielsweise, dass es an der Herrmannstraße ein jüdische Kinderheim gab. Das wurde bei Recherchen zur neuen Sonderausstellung über das jüdische Leben in Zehlendorf entdeckt. Die Ausstellung wird ab April im Heimatmuseum gezeigt.

In den regelmäßigen Sonderausstellungen wird die Geschichte Zehlendorfs und der Menschen, die dort lebten für alle verständlich aufgearbeitet. Zuletzt waren Ausstellungen zum Architekten Bruno Taut und dem Schauspieler Hans Söhnker zu sehen. Beide Persönlichkeiten haben ihre Spuren im Bezirk hinterlassen. In der Dauerausstellung „Vom Bauernhof zur Vorortgemeinde“ wird die Geschichte des Ortes bis zur Kaiserzeit mit Exponaten gezeigt, die Einblicke in die Entwicklung von Zehlendorf und die Lebensweise der Einwohner geben. Besondere Attraktionen sind unter anderem die Bürgermeisterkette sowie das Modell des Dorfes Zehlendorf von 1820, eine alte Registrierkasse und ein Musikautomat.

Dauerausstellung soll
aktueller werden

Lothar Beckmann freut sich über das steigende Interesse an Heimat- und Regionalgeschichte. „Es gibt immer wieder Anfragen von überall her. Menschen, die jetzt am anderen Ende der Welt leben, wollen wissen, ob das Haus noch steht, in dem sie aufgewachsen sind. Alt-Zehlendorfer kommen mit ihren Enkeln und zeigen ihnen, wie es hier früher aussah. Neuzugezogene wollen mehr über die Geschichte ihres neuen Wohnortes erfahren.“ Um auch die jüngere Geschichte Zehlendorfs im Museum darzustellen, plant der Verein eine Überarbeitung der Dauerausstellung. Die aktuelle endet mit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Das Interesse an der Heimatgeschichte schlägt sich auch in den Besucherzahlen wider. Im vergangenen Jahr kamen 1400 Besucher. Und das obwohl das Museum wegen Corona nur von Juli bis Dezember und an zwei Tagen in der Woche offen hatte. Dabei stehen nicht nur die Ausstellungsräume im Erdgeschoss im Mittelpunkt des Interesses. „Viele suchen auch in den Archivräumen im Obergeschoss nach Dokumenten und Fotos aus längst vergangenen Zeiten“, sagt Beckmann. Die aktiven Vereinsmitglieder sind derzeit dabei, das gut sortierte und äußerst umfangreiche Archiv zu digitalisieren. Dazu wird eine spezielle Software für kleine Museen entwickelt.

Auch wenn den Verein nicht gerade über Nachwuchssorgen klagen muss, interessierte Mitstreiter sind immer willkommen. Infos und Kontakt: www.heimatmuseum-zehlendorf.de.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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