Unbeachtete Schätze
Kunstwerke im und am Rathaus Zehlendorf sind Denkmal des Monats
von Michaele Brunk und Ulrike Martin
Wer als Besucher das Rathaus Zehlendorf betritt, hat in der Regel etwas Amtliches zu erledigen und keine Augen für die Umgebung. Dabei lohnt sich der Blick ins weitläufige Gebäude. Hier sind einige Kunstwerke zu entdecken.
Die beiden Fenster links und rechts des Haupteingangs in der Kirchstraße zeigen in Schmiedegrafik die Ziffern 1926 und 1929, Baubeginn und Fertigstellung des ältesten Teils des Rathauses. An der Frontseite zu sehen sind zudem die von César Klein (1876-1954) entworfenen Farbfenster. Klein, Lehrer an der Schule des Berliner Kunstgewerbemuseums und zeitgenössischer Künstler, war mit der Innenausstattung des Gebäudes beauftragt. Er wählte zudem das Mobiliar in den Sitzungsräumen passend zu den hölzernen Wandverkleidungen. Sie finden ihre Ergänzung in Tischen, Sesseln, Garderobenständern und Heizkörperverkleidungen.
Ähnliches ist auf dem Weg zum Bürgersaal vom Teltower Damm aus zu sehen: ein breiter Flur, gesäumt von Garderoben, Spiegeln und mit Lichtband unter der Decke. Der Blaue Saal, der Bürgersaal sowie der BVV-Saal zeigen eine schlichte, elegante Strenge. Auch hier zeigen die farbig gestalteten Fenster von Klein Elemente des Expressionismus.
Im Vorraum zum Bürgersaal steht die „Sandalenbinderin“ von 1905/1906, eine Bronze-Skulptur von Arthur Lewin-Funcke (1866-1937). Ihr ursprünglicher Platz war im zweiten Obergeschoss am Übergang zum Gebäudeteil in der Kirchstraße 1. Diese Stelle ist heute leer. An analogen Platz in der ersten Etage ist heute ein weiblicher Bronze-Akt von Bernhard Butzke (1976-1952) zu sehen.
Im Foyer, genau gegenüber dem Eingang an der Kirchstraße, steht die Büste von Ernst Reuter, erster Oberbürgermeister Berlins nach 1945. Die 1958 gegossene Bronze-Skuptur war lange Jahre mehr oder weniger unbeachtet weitab im Bauteil E „versteckt“. Sie stammt von Erich F. Reuter (1911-1997). Ebenfalls im Foyer zu bewundern ist das Goldene Buch Zehlendorfs, ausgestellt in einer Vitrine. Der Buchbindermeister Franz Rieger überreichte es dem Bürgermeister Dr. Erich Schumacher zur Einweihung des Rathauses.
Das Werk eines weiteren Bildhauers ist auf der Grünfläche neben dem Bauteil B zu sehen. Den „Trommler“ hat Walter Schmarje (1872-1921) in Bronze gießen lassen. Die Figur wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt. 1987 wurde sie restauriert und trommelt seitdem wieder gegen Napoleons Truppen an.
Zur Rathaus-Eröffnung gab es ein weiteres Geschenk: die Skulptur „Säugende Bärin“ mit vier Jungen von Hugo Lederer (1871-1940). Sie stand ursprünglich in der Nähe der Kreuzung Teltower Damm und Kirchstraße. Heute hat sie ihren Platz vor dem Finanzamt in der Martin-Buber-Straße.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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