Kurioses von gestern und heute im Jahrbuch des Heimatvereins
Altes und Neues von Menschen, Landschaften und Bauwerken präsentiert das Jahrbuch des Heimatvereins auch 2018. Gleich zwei Titelgeschichten drehen sich um die Alte Dorfkirche, die zusammen mit dem Heimatmuseum als Ensemble den historischen Winkel bildet.
Der Bauhistoriker Volker Mende schreibt in seinem Artikel über die Entstehung der Alten Dorfkirche mit dem seltenen achteckigen Grundriss, die im Herbst 250 Jahre alt wird, und deren Architekten, den Kurmärkischen Oberbaudirektor und Geheimen Kriegsrat August Gotthilf Naumann (1732-1794). Die Kirche hatte einen Vorgängerbau, einen mittelalterlichen Feldsteinbau, der jedoch stark sanierungsbedürftig war. Zwar gab es in den 1750er Jahren einige Reparaturen, aber der Gesamtzustand war bedenklich, so dass es ab 1765 zu einem Neubau kam.
Edgar Siedke vom Förderverein Alte Dorfkirche berichtet über die Aktivitäten des Vereins, der seit rund anderthalb Jahren Spenden sammelt. Bis zum Jubiläum soll die Kirche saniert sein. Es gibt Risse im Mauerwerk, für den Altarraum ist eine neue Gestaltung vorgesehen, und der Kirchhof soll instand gesetzt werden.
Ein weiteres Kapitel beschreibt die Geschichte der Villa Donnersmarck in der Schädestraße. Die Fürst-Donnersmarck-Stiftung erwarb 1960 das herrschaftliche, 1931 gebaute Haus und begann die Barrierefreiheit zu verbessern sowie eine Erweiterungsbau anzufügen. Unter dem Namen „Versehrtenheim“ wurde die Einrichtung in den 1960er Jahren zu einem Anlaufpunkt in West-Berlin für Menschen mit Behinderung. Heute ist die Villa als inklusiver Treffpunkt der wichtigste Repräsentationsort der Stiftung in Berlin.
Über die Novemberpogrome 1938, die so genannte Reichskristallnacht in Zehlendorf ist zu lesen, über Buslinien, die bis 1945 für einen Sondertarif ins Umland fuhren, über die Hubertus-Apotheke, die 1929 bis 2015 ihren Sitz in der Riemeisterstraße 398 hatte. In den Räume befindet sich heute eine Parfümerie.
Jürgen Thonert, Mitglied des Heimatvereins Zehlendorf, vermittelt Eindrücke vom Teltower Damm in den 1950er Jahren. Damals gab es südlich des S-Bahnhofs noch einen Wochenmarkt. „Im Lederwarengeschäft von Otto Reinhold kauften mir meine Eltern meinen ersten Schulranzen“, erinnert sich Thonert. Und in der Adler-Apotheke mit der Hausnummer 31 war ein Aquarium mit Fischen aus fremden Ländern zu bestaunen.
„Einzigartige Orte am Buschgraben“ in Zehlendorf-Süd sind zu entdecken, über das Leben der Schlachtenseer Malerin Grete Hart (1884-1971) ist zu lesen, über die Geschichte des Martin-Niemöller-Hauses in Dahlem. „Vom Landhaus zur Sportschule“ heißt ein Kapitel über das Landesleistungszentrum Richard Genthe des Berliner Fußballverbandes am Kleinen Wannsee.
Rundgang im „Stillen Örtchen“
Mit „Stilles Örtchen“ ist ein Rundgang durch Albrechts Teerofen in Wannsee überschrieben. Die kleine Berliner Exklave hat Kurioses vorzuweisen – zum Beispiel einen Badeteich, der zu einem im Ansatz stecken gebliebenen Bauprojekt gehört oder ein „verrücktes Haus“, das in Köpenick ab- und hier wieder aufgebaut wurde.
Wer es noch nicht gewusst hat: Zehlendorf hat eine Vergangenheit als Wintersportort. Klaus-Peter Laschinsky, Vorsitzender des Heimatvereins, schreibt darüber. Die allererste Skisprungschanze Berlins, die zwölf Meter hohe Grunewaldschanze bei Onkel Toms Hütte“ stand Ende der 1920er-Jahre dort, wo sich heute ein Rodelhang befindet. 1931 wurde sie über Nacht abgerissen, wahrscheinlich auf Betreiben der Adolf Sommerfeld AG, die in der Nähe die Waldsiedlung Zehlendorf errichtete. Geblieben ist der Straßenname „Sprungschanzenweg“.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.