Platzbenennung und Verlegung von Stolpersteinen

Die Stolpersteine für die Familie Flatow werden vor deren Wohnhaus in der Niklasstraße 5 verlegt. | Foto: AG Spurensuche/Ev. Kirchengemeinde Schlachtensee
2Bilder
  • Die Stolpersteine für die Familie Flatow werden vor deren Wohnhaus in der Niklasstraße 5 verlegt.
  • Foto: AG Spurensuche/Ev. Kirchengemeinde Schlachtensee
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Zehlendorf. Zum Gedenken an die jüdische Familie Flatow werden am Sonntag, 12.Oktober, Stolpersteine verlegt, außerdem erhält ein Platz den Namen der Familie.

Die Stolperverlegung für Dr. Georg Flatow, seine Ehefrau Hedwig und ihre gemeinsame Tochter Ilse beginnt um 12 Uhr vor dem Haus Niklasstraße 5. Dort wohnte die Familie von 1929 bis zur Emigration 1939.

Georg Flatow (geb. 1889) trat 1918 in den Dienst der neuen Reichregierung ein und war an der Erarbeitung des Betriebsrätegesetzes beteiligt. Das 1920 beschlossene Gesetz bildet noch heute die Grundlage für unsere Betriebsverfassung. Hedwig Flatow (geb. 1882) arbeitet im pädagogischen und sozialen Bereich, engagierte sich in der Montessori-Bewegung in Zehlendorf.

Georg Flatow wurde 1933 aus dem Dienst entlassen und am 10. November 1938, nach der Reichspogromnacht, nach Sachsenhausen verschleppt. 1939 gelang der Familie mit Unterstützung eines Freundes die Flucht nach Amsterdam. Dort verhalfen sie vielen Juden zur Flucht nach Palästina. Für Georg und Hedwig Flatow ergab sich diese Möglichkeit nicht. Sie wurden 1943 nach Auschwitz deportiert und 1944 ermordet. Tochter Ilse (geb. 1919) konnte später nach Israel emigrieren.

Um 13 Uhr am 12. Oktober wird der Platz an der Ecke Niklasstraße, Rhumeweg und Lindenthaler Allee eingeweiht. Er erhält den Namen der Familie Flatow. Dazu gab es im April dieses Jahres einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung. Obwohl namenlos, hat der Platz eine Geschichte: Dort hatten die Nationalsozialisten 1935 das erste und einzige "antisemitische Denkmal in Deutschland", so bezeichnete es der NS-Journalist Julius Lippert (1895-1956), errichtet, und nach Theodor Fritsch (1852-1933), einem antisemitischen Schriftsteller und Verleger, benannt. Das Bronze-Denkmal zeigt einen Mann, der mit einem Hammer auf ein drachenähnliches Ungeheuer einschlägt, das den "Juden" darstellen sollte. Die Skulptur stammt von Arthur Wellmann (1885-1970), einem Zehlendorfer Bildhauer. 1943 rissen die Nazis selbst das Standbild ab. Sie brauchten das Metall für die Kriegsproduktion.

Die Initiative der Stolpersteinverlegung und Platzbenennung geht auf die AG Spurensuche der evangelischen Kirchengemeinde Schlachtensee zurück. Gegründet 2012, hat es sich die AG zur Aufgabe gemacht, über ermordete Juden, die in Schlachtensee wohnten, zu forschen.

Ulrike Martin / uma
Die Stolpersteine für die Familie Flatow werden vor deren Wohnhaus in der Niklasstraße 5 verlegt. | Foto: AG Spurensuche/Ev. Kirchengemeinde Schlachtensee
Der Platz an der Ecke Niklasstraße, Rhumeweg und Lindenthaler Allee erhält den Namen der Familie Flatow. | Foto: Martin
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.624× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.966× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.595× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.504× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.