Zehlendorf: „Künstler in den Zwanzigern“ im Heimatmuseum
Spannungsfeld zwischen Großstadt und Peripherie

Die "Jungen beim Baden" von Max Liebermann entstanden 1932.  | Foto: Kalenderblätter Kunst und Leben, Fritz-Heyder-Verlag
  • Die "Jungen beim Baden" von Max Liebermann entstanden 1932.
  • Foto: Kalenderblätter Kunst und Leben, Fritz-Heyder-Verlag
  • hochgeladen von Ulrike Martin

von Ulrike Martin
Die Vielfältigkeit des kulturellen Lebens in der Weimarer Republik, besonders das Spannungsfeld zwischen Zentrum und dem Südwesten ist Thema der Sonderausstellung im Heimatmuseum Zehlendorf. Wer noch keine Gelegenheit zur Besichtigung hatte, sollte sich beeilen. Die Schau ist noch bis Freitag, 13. März, zu sehen.
„Zehlendorf in den Zwanzigern – Die Weimarer Kultur in der Peripherie“ hat Kuratorin Beatrx Obal die Ausstellung betitelt. Im Fokus stehen Künstler, die zumindest zeitweise in Zehlendorf lebten. Dazu gehören Schriftsteller wie Franz Kafka und Carl Zuckmayer, Maler wie Lesser Ury und Max Lieberman sowie Komponisten wie Arnold Schönberg und Hugo Kaun.
Treffpunkte und Begegnungsstätten der Künstler waren Galerien und private Salon, zum Beispiel derjenige der Schriftstellerin Helene von Nostitz in der Goethestraße. Auch die Kunstmäzene Paul und Bruno Cassirer sowie Alfred Flechtheim luden ein. In den Salons traf man sich nicht nur zum Austausch mit Gleichgesinnten, es ging auch um die Kontaktaufnahme mit zukünftigen Auftraggebern. Verlage wie der Fritz-Heyder- und der Rembrandt-Verlag hatten ihren Sitz in Zehlendorf und trugen dazu bei, Schriftstellern ein Auskommen zu sichern, unter anderem Erich Kästner und Julius Hart.
„Ausgerechnet aus dem Südwesten kam zudem mit dem Dadaismus ein ein ganz neuer Stil“, wie Kuratorin Beatrix Obal erläutert. Gegründet 1916 in Zürich, brachte Richard Hülsenbeck 1918 dis Kunstrichtung nach Berlin. Der in Zehlendorf wohnende „Oberdada“ Johannes Baader organisierte gemeinsam mit den benachbarten Künstlern Raoul Hausmann und Jefim Golyscheff  mehrere Dada-Soireen und 1920 die Erste Internationale Dada-Ausstellung in Berlin.
Dargestellt wird in der Ausstellung auch das Gefälle zwischen Arm und Reich. Berufe in der Landwirtschaft erübrigten sich nach und nach, stattdessen kam es zur Bildung eines Industrieproletariats. Wer es sich leisten konnte, zog aus der zunehmend verschmutzten Stadt in die grünen Vororte.
Daraus entstanden Impulse, die von den Künstlern aufgegriffen wurden. Max Liebermann, Lesser Ury und Philipp Franck malten immer noch expressionistische und damit eher konservative Bilder, während George Grosz oder Felix Nussbaum sich mit der realistischeren Darstellung des Großstadtlebens widmeten.
Am Dienstag, 10. März, beginnt im Rahmen der Schau um 19 Uhr in der benachbarten Alten Dorfkirche ein Brecht-Abend mit Hilke Dethlefs und Ursula Temps. Das Thema: „Die Musen küssten nicht nur seine Stirn. Bertolt Brecht und seine Frauen“. Der Eintritt ist frei eine Anmeldung unter 8022441 oder per E-Mail an info@heimatmuseum-zehlendorf.de.
Die Ausstellung im Heimatmuseum, Clayallee 355, ist montags und donnerstags von 10 bis 18 Uhr sowie dienstags und freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 45× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 455× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.056× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.