Ein Haus für alle – geht das?
Theatergruppe Schattenlichter spielt das Stück „Richtfest“ von Lutz Hübner
Die eigenen vier Wände – Traum oder Alptraum? Die Geschichte einer Baugemeinschaft, die sich zum Hausbau entschließt, ist jetzt auf der Bühne im Paulus-Gemeindehaus am Teltower Damm zu sehen. Die Theatergruppe Schattenlichter haben sich für ihre 37. Aufführung das „Richtfest“ von Lutz Hübner ausgesucht.
In dem Stück geht es um sechs Parteien, die sich auf das Wagnis einlassen wollen, gemeinsam zu wohnen. Denn was der Einzelne finanziell nicht leisten kann, soll kollektiv gelingen: ein zu Haus bauen, in dem jeder der Beteiligten seine individuellen Vorstellungen umsetzen kann und glücklich wird.
So herrscht zu Beginn auch die reinste Euphorie. Architekt Philipp (Marc Roulet) stellt seinen Entwurf vor und alle sind begeistert. Sein Modell überzeugt mit viel Licht und Glas. Auch emotional scheint zwischen den nur locker bekannten künftigen Bauherren- und frauen alles im grünen Bereich. „Wir sind nicht irgendwelche Nachbarn, sondern wie eine selbst gewählte Familie“, heißt es, oder „Gemeinsam verblöden ist viel unterhaltsamer als alleine.“
Idealismus und Realität
Erste Risse zeigen sich aber schnell. So sagt die eher konservative Birgit (Ariane Ahlgrimm), die in der Jugendhilfe arbeitet: „Ich habe noch nie in einem Haus gewohnt, das nur aus Glas besteht.“ Das ist ihr zu offen, sie braucht Geborgenheit. Vera (Kristina Lane) und Ludger (Iver Lauermann), Professor für Soziologie und PR-Frau, outen sich ebenfalls: „Wir sind bourgeois, haben viele Bücher, brauchen feststehende Wände.“ Diese Wände geht Architekt Phiipp dann sprichwörtlich hoch. Er sieht sein Glashaus gefährdet. „Ich kann doch im ersten Stock keine Klinkerfassade einziehen.“ Als dann noch die jüngsten potenziellen Häuslebauer, der Assistenzarzt Christian (Nick-Michel Martin) und die Studentin Mila (Elise Griepe) in finanzielle Nöte geraten, weil Mila schwanger wird, ist das Chaos programmiert.
Lutz Hübner und Co-Autorin Sarah Nemitz illustrieren in „Richtfest“, was passieren kann, wenn Erwartungen und Interessen von Menschen aufeinander treffen, die aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen stammen, und dann noch finanzielle und familiäre Einschränkungen hinzukommen. So stellt sich die Frage, wie weit Solidarität und Idealismus gehen und welche Rolle der Egoismus des Einzelnen spielt.
Die Besetzung des Stückes war für die Schattenlichter, die 1985 als Konfirmandengruppe in der Paulus-Gemeinde mit Schattenspielen begannen, eine echte Herausforderung. Die achtköpfige Laienspielschar konnte nicht alle Rollen besetzen. Neue Ensemblemitglieder mussten gesucht werden. Vor allem für die Rolle des Assistenzarztes fand sich nicht so schnell ein geeigneter Kandidat. Erst beim vierten Versuch passte es. Aber alles hat sein Gutes. „Wir sind jetzt altersmäßig besser gemischt als zuvor“, sagt Elke Brumm, die seit 1986 dabei ist.
Die Aufführungen im Paulus-Gemeindehaus am Teltower Damm 4-8 finden am Donnerstag und Freitag, 21. und 22. Februar, um 19.30 Uhr sowie am Sonnabend, 23. Februar, um 18 Uhr statt. In den Pausen wird ein Imbiss gereicht, den die Flüchtlingshilfe des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf organisiert.
Karten für das „Richtfest“ kosten fünf Euro. Sie sind erhältlich über ein Internetformular unter www.schattenlichter.info. Nicht abgeholte Restkarten gibt es jeweils an der Abendkasse.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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