DDR 1980: Ein Ausreiseantrag und die Folgen
Theatergruppe Schattenlichter zeigt mit „Barbara“ ihr 38. Stück

Das Team zur Überwachung Barbaras: Abschnittsbevöllmächtigter Meik Noack (Christof Brumm), Stasi-Offizierin Mirjam Schütz (Kristina Lane/Zweite von rechts), Hauswartin (Susanne Wein/rechts) und die IM (Elise Griepe). | Foto: Ulrike Martin
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  • Das Team zur Überwachung Barbaras: Abschnittsbevöllmächtigter Meik Noack (Christof Brumm), Stasi-Offizierin Mirjam Schütz (Kristina Lane/Zweite von rechts), Hauswartin (Susanne Wein/rechts) und die IM (Elise Griepe).
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Sie standen unter Beobachtung, wurden drangsaliert, nicht wenige landeten im Gefängnis – für DDR-Bürger, die einen Ausreiseantrag stellten, war ihr Wunsch nach Freiheit oft mit üblen Folgen verbunden. Die Theatergruppe Schattenlichter hat sich dieses Themas angenommen. Ihr neues Stück basiert auf Christian Petzolds Kinofilm „Barbara“ von 2012. Elke Brumm, Managerin der Truppe, hat das Stück für die Bühne bearbeitet und umgeschrieben.  

Das im November gefeierte 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls war Anlass für die Wahl des Stoffs, die wie immer in der Laiengruppe gemeinsam entschieden wurde. Ein weiteres Datum haben die Schattenlichter selbst zu feiern – es gibt sie seit 35 Jahren.

Der Unterschied zum Film, der 1980 spielt: „Dort liegt der Fokus auf zwei Protagonisten, wir haben die Hauptrollen auf vier aufgestockt“, erläutert Elke Brumm. Ein Problem seien die vielen Schnitte im Film gewesen, auf der Bühne schwierig darzustellen. Die Lösung ist gelungen: Auf einer Projektionswand erscheinen Überschriften wie „Im Wald“ oder „Kinderklinik“, versehen mit Fotos, oder auch kurze Filme, die das Geschehen skizzieren und ergänzen. Sie leiten die jeweiligen Szenen ein.

So auch als eleganter Einstieg ins Stück. Auf der Wand ist Barbara (Elke Brumm) mit dem Koffer in der Hand zu sehen. Sie ist auf dem Weg zu ihrer neuen Bleibe, denn nach ihrem Ausreiseantrag wurde sie von der Berliner Charité in ein kleines Kinderkrankenhaus in der Provinz strafversetzt, wo sie als Ärztin arbeiten soll. Fast gleichzeitig erscheint Elke Brumm im Zuschauerraum, geht in Richtung Bühne und die Aufführung beginnt.

Bespitzelung und Wohnungsdurchsuchung

Was die Ärztin erwartet, ist alles andere als angenehm. Ihre Wohnung ist winzig, im Krankenhaus lästern die Schwestern. Ihr neuer Chef André Reiser (Justin Becker) wird von der Stasi-Offizierin Mirjam Schütz (Kristina Lane), einer IM (Elise Griepe) und dem Abschnittsbevollmächtigten Meik Noack (Christof Brumm) vor seiner neuen Kollegin gewarnt. Er soll Berichte über sie liefern. Schließlich saß Barbara in der Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen ein. Dann ist da noch die Hauswartin Hilde Bungert (Susanne Wein), die ebenfalls kein gutes Haar an der Ärztin lässt. Mehrere Durchsuchungen schließlich verwandeln Barbaras Wohnung in ein Chaos.

Im Arbeitsalltag lernt André Barbara als fähige Kollegin zu schätzen. Beide werden sich zunehmend sympathischer. Barbara gewinnt schnell das Vertrauen ihrer kleinen Patienten, allen voran das der 15-jährigen Stella (Amélie Bylang), die immer wieder aus dem Jugendwerkhof Torgau abhaut – „eine Vernichtungsanstalt“ – und zudem schwanger ist.

Währenddessen arbeitet Barbaras Geliebter Jérome (Jean-Pierre Pactat) aus der freien Welt an der Vorbereitung ihrer Flucht in den Westen. Sie trifft sich mit ihm im Wald und erhält das Geld für die geplante Flucht über die Ostsee. Kurz bevor sie ihre Absicht umsetzen kann, überschlagen sich dann aber die Ereignisse.

Suche nach authentischen Gebäuden

Die Einbeziehung der Projektionswand als neues Darstellungselement gestaltete sich für die Schattenlichter als kleines Abenteuer. Schließlich sollten die eingespielten Szenen möglichst authentisch aussehen. „Wir mussten für die Klinik eine Ecke finden, die so ähnlich aussah wie früher in der DDR, so sind wir bei 1930er-Jahre-Bauten in Lankwitz gelandet“, erzählt Elke Brumm. Auch ein Trabi war nicht ganz so einfach zu beschaffen. Glücklicherweise konnte ein Freund in Bernau einen ausleihen. Der Spaß am Spielen ist bei den Schattenlichtern ungebrochen. Im aktuellen Stück übernehmen einige Darsteller gleich mehrere Rollen.

Auf zwei Besonderheiten sind die Schattenlichter besonders stolz: Sie haben keinen Regisseur, entscheiden alles gemeinsam. Und seit Jahren liegt der Eintrittspreis bei fünf Euro. Damit wird die Heizung im großen Gemeindehaus finanziert, gegebenenfalls noch die Aufführungsrechte.

Die Premiere ist am Donnerstag, 20. Februar, 19.30 Uhr, im Saal der Paulus-Gemeinde, Teltower Damm 6. Weitere Aufführungen finden statt am Freitag, 21. Februar um 19.30 Uhr sowie am Sonnabend, 22. Februar, um 18 Uhr. Die Karten kosten fünf Euro, sie sind jeweils 30 Minuten vor Beginn erhältlich.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.schattenlichter.info.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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