Von Toteis, dem Bau des Rathauses und dem Familienleben der Brandts
Zehlendorf-Jahrbuch 2019 erschienen

Die Titelgeschichte im Zehlendorf Jahrbuch 2019 dreht sich um den lange währenden Bau des Rathauses.  | Foto: Ulrike Martin
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Willy Brandt in Schlachtensee, eine Reise in die Eiszeit, das lange Hin und Her um den Bau des Rathauses – das Zehlendorf-Jahrbuch 2019 steckt voller lokalhistorischer Geschichten und überraschender Entdeckungen.

So führt der Beitrag „Wandern durch Toteislöcher“ in die früheste Vergangenheit Zehlendorfs. Der Leser erfährt, dass Toteis aus tief in den Sand gepressten Eisblöcken entstand, die wärmeisoliert wie in einem Eiskeller lagen. Diese Blöcke  schmolzen sehr spät. Teiche und Tümpel wie der Vierling an der Fischerhüttenstraße sind bis heute als ehemalige Toteislöcher erhalten. Ergänzend sind im Text Touren zu den eiszeitlichen Überbleibseln aufgelistet.

Das Titelthema beschäftigt sich mit dem 1929 eröffneten Rathaus Zehlendorf, das erste neu gebaute im 1920 entstandenen Groß-Berlin. Der Weg dahin war lang, bereits während des Ersten Weltkriegs entwickelte die Landgemeinde Zehlendorf Pläne für ein Rathaus. 1925 entschied sich die Bezirksversammlung für den Entwurf des Architekten Eduard Jobst Siedler. Dem Magistrat waren die veranschlagten Baukosten jedoch zu hoch, die in Aussicht gestellten finanziellen Mittel gesperrt. Erst 1926 floss das Geld für die erste Baurate.

Auch danach waren noch zahlreiche Interventionen nötig, bis die Bauarbeiten endlich fortgesetzt werden konnten. In der zeitgenössischen Presse gab es Hohn und Spott, von einer traurigen Bauruine, die bald vom Gras überwuchert sein würde, war die Rede. Als am 20. April 1929 die Eröffnung gefeiert werden konnte, hatten die Zeitungen statt Spott jetzt Worte des Lobs: das Rathaus sei das „schönste, modernste und zweckmäßigste Verwaltungsgebäude Groß-Berlin“, schrieb das Acht Uhr Abendblatt Berlin.

Familienleben mit Angelausflug

Ein anderes Kapitel erzählt von den Jahren, die der frühere Bundeskanzler Willy Brandt mit seiner Frau Rut und den Kindern in der Marinesiedlung in Schlachtensee verbrachte. Von 1940 bis 1967 lebten sie dort, länger als an einem anderen Ort. Die drei Söhne Peter, Lars und Matthias wurden in dieser Zeit geboren. Trotz der politischen Arbeit des Vaters gab es ein normales Familienleben – mit Angelausflügen an den Schlachtensee und Besuchen der Johanneskirche an Weihnachten. Hektischer wurde es nach der Wahl Brandts zum Regierenden Bürgermeister von Berlin 1957. Brandt wurde zu einer Person des öffentlichen Lebens.

Mit „Viel Futter für Leseratten“ ist die Geschichte der Zehlendorfer Stadtbücherei überschrieben. Eröffnet wurde sie als Zehlendofer Volksbibliothek am 1. März 1893 im alten Gemeindeschulhaus, einem inzwischen abgerissenen Gebäude der Nord-Grundschule in der Potsdamer Straße 6. Diverse Umzüge der Bücherei folgten, unter anderem 1935 in das Haus der Sidonie Scharfe, am Teltower Damm 10, der heutigen Hochzeitsvilla. Erst 1960 zog die Bibliothek an den heutigen Standort Nentershäuser Platz 1.

Vor 50 Jahren, am 13. Juni 1969, war der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz dort zu Besuch. Er brachte das 100 000. Buch mit.

In weiteren Texten geht es unter anderem um den Kirchhof der St. Annen-Kirche in Dahlem, den S-Bahnverkehr nach der Wende 1990, um den Wannsee und seine Segelclubs oder um einen „Spaziergang zwischen Koppeln, Knast und Klause“ in Düppel.

Erhältlich ist das Jahrbuch 2019 zum Preis von drei Euro im Heimatmuseum und -archiv Zehlendorf, Clayallee 355, montags und donnerstags von 10 bis 18 Uhr, dienstags und freitags von 10 bis 14 Uhr.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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