Zehlendorfer Erfindungen in einer Sonderschau des Heimatmuseums
Zehlendorf. Wie kam der Spalt in die Tablette? Wer es wissen will, sollte die neue Sonderausstellung im Heimatmuseum besuchen. Sie rückt „Zehlendorfer Innovationen“ in den Blickpunkt.
„Könn’se en Loch in ne Tablette machen oder ne Kerbe, det man im Dunkeln fühlen kann, wat et is?“ Diese Frage stellte vor vielen Jahrzehnten ein Patient dem Arzt Hans Mulch, der zusammen mit dem Erfinder Max Baginski Arzneimittel produzierte. Die Antwort kam am 21. Juni 1932 in Form der Spalt-Tablette. Baginskis Kreation avancierte in den 50er-Jahren zum am meisten benutzten Schmerzmittel in Deutschland.
Zehlendorf ist bekannt für Grün, für Promis aus Kunst und Kultur. Weniger bekannt ist, dass im Südwesten auch bemerkenswerte Erfindungen gemacht wurden, wie Klaus-Peter Laschinsky, Vorsitzender des Heimatvereins, bei der Eröffnung der Ausstellung erklärte. Die Schau schlägt den zeitlichen Bogen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Johannes Kunckel macht den Anfang. Er war bewandert in der Glasherstellung, wurde vom Großen Kurfürsten 1677 an den brandenburgischen Hof berufen. Er stellte farbige Glasperlen her, die für den Tauschhandel in Afrika verwendet wurden.
Schließlich gelang ihm die Herstellung des Rubinglases. Es war nicht nur an der Oberfläche rot, sondern durchgefärbt, damals ein technologisches Spitzenprodukt.
Über einen seltsamen „Antikenter-Apparat“ ist in einem Bericht aus dem Teltower Kreisblatt vom 27. September 1894 nachzulesen. Ein Herr Kaufmann Dehnicke hat luftdicht verschlossene Zinkkästen außen an einem Boot angebracht und auf dem Schlachtensee erfolgreich getestet. Der Apparat setzte sich jedoch nicht durch. Langlebiger ist die Erfindung von Arhur Scherbius, der elektrische Miniaturen in Heizkissen einbaute und sie ab 1920 in großer Stückzahl in Wannsee produzierte. Scherbius bekanntestes Werk ist die 1918 patentierte Chiffriermaschine Enigma, nach dem griechischen Wort für Rätsel benannt, und von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Ende 1942 gelang es den Briten, die Verschlüsselungstechnik zu knacken.
Der Nachbau einer Versuchsanordnung von Otto Hahn ist zu sehen. Sie zeigt den Aufbau, der 1938 zur Entdeckung der Uranspaltung führte. Ebenso ist das Modell eines Induktors zu bestaunen, den Heinrich Daniel Rühmkorff 1855 auf der Industrieausstellung in Paris präsentierte. Mit dem Gerät gelang es einige wenige in mehrere Tausend Volt zu transformieren, dabei gab es Funken von bis zu 30 Zentimetern Länge. Und auch die Zukunft ist Teil der Ausstellung: es gibt Infos über das Technologie- und Gründungszentrum Fubic sowie über die Mologen AG, die zu Krebstherapien forscht.
Die Idee zur Ausstellung hatte übrigens der 2014 verstorbene Zehlendorf-Chronist Benno Carus. Laschinsky: „Die Ausstellung ist eine Erinnerung an ihn.“ uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.