Brigitte Jusuf (69) liebt ihre Arbeit im Museumsdorf Düppel
Zehlendorf. Wie eine zweite Heimat fühlt es sich für Brigitte Jusuf (69) an, wenn sie durch das Eingangstor ins Museumsdorf geht. Seit 18 Jahren schon führt sie Kinder und Erwachsene durch das Dorf und erklärt anschaulich, wie die Menschen damals im Mittelalter gelebt haben. Für ihre ehrenamtliche Arbeit wurde sie in diesem Jahr mit der Bezirksmedaille der BVV Steglitz-Zehlendorf geehrt.
Schon während der Schulzeit hat sich Brigitte Jusuf im Geschichtsunterricht gefragt, wie wohl die kleinen Leute früher gelebt haben. Heute hat sie eine ziemlich genaue Vorstellung davon. Das Museumsdorf Düppel macht Geschichte erlebbar. Nach archäologischen Funden in den 60er-Jahren wurde das Dorf 1975 an selber Stelle so aufgebaut, wie es vor rund 800 Jahren tatsächlich mal ausgesehen haben könnte. Hier gibt es Wohnstätten, einen Kräutergarten, einen Backofen, mehrere Brunnen, eine Teerschwele und vieles mehr. Deutsche und slawische Bauern lebten schon damals gemeinsam an einem Ort. „Berlin war eben schon immer Multikulti“, sagt Jusuf, die hier jeden Grashalm kennt.
Drei- bis viermal in der Woche ist sie dort, pflegt den Garten und beantwortet geduldig alle Fragen, die die Besucher zum Leben im Mittelalter parat haben. Woher ihre eigene Faszination zum Mittelalter kommt, weiß auch sie selbst nicht so richtig. Mit 55 Jahren ging Jusuf in Frühpension. Vorher arbeitete sie als Lehrerin für Englisch, Deutsch und Arbeitslehre an einer Gesamtschule im Wedding. Einer ihrer zwei Söhne, von Beruf Landschaftsgärtner, arbeitete damals bereits ehrenamtlich als Schmied im Museumsdorf und ist auch heute noch dort aktiv. Durch ihn entschied sie sich, in den Förderverein einzutreten, und arbeitete fortan selbst im Dorf.
Obwohl sie nun schon seit fast zwei Jahrzehnten dabei ist, bereitet ihr die Arbeit immer noch sehr viel Freude. „Man bekommt hier so viel zurück. Die Besucher loben unsere Arbeit und die Kinder wollen oftmals gar nicht mehr gehen, weil sie es hier so schön finden“, erzählt Jusuf. Besonders schön für die Kinder ist, dass sie im Museumsdorf selber ausprobieren können, wie die Menschen damals Feuer gemacht, Kleidung gewebt oder Korn gemahlen haben.
Der regelmäßige Umgang mit den Kindern und die Arbeit mit den jungen Kollegen halte sie selbst jung. „Solange ich körperlich und geistig dazu in der Lage bin, werde ich weitermachen“, betont Jusuf. Von ihrer Wohnung in Zehlendorf benötigt sie nur ein paar Minuten mit dem Bus zum Dorf.
Privat kümmert sie sich um ihren eigenen Garten, in dem sie Kartoffeln, grüne Bohnen und Mangold anbaut. In ihrer Wohnung spielt das Mittelalter dann aber ausnahmsweise keine Rolle. „Da möchte ich meinen normalen Komfort nicht missen.“, sagt sie.
Dass sie für ihr Engagement im Mai die Bezirksmedaille erhielt, damit habe Jusuf niemals gerechnet. „Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut. Das zeigt, dass meine Arbeit und die aller Mitarbeiter anerkannt wird.“ ph
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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