„Bewegung 2. Juni“ entführte den CDU-Politiker 1975
Gedenkstele für Peter Lorenz aufgestellt

Die Stele für Peter Lorenz steht an der Ecke Quermaten- und Ithweg. | Foto: Foto: Ulrike Martin
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An den CDU-Politiker Peter Lorenz, der 1975 von Mitgliedern der linksterroristischen „Bewegung 2. Juni“ entführt wurde, erinnert jetzt eine Gedenkstele. Sie steht an der Ecke Quermaten- und Ithweg, 1500 Meter von Lorenz‘ ehemaligem Wohnhaus entfernt.

Genau an dieser Stelle wurde der CDU-Landesvorsitzende am Morgen des 27. Februar 1975 entführt – drei Tage vor den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus, bei denen Lorenz als Spitzenkandiat für das Amt des Regierenden Bürgermeisters fungierte.

Der Ablauf: Ein Lkw blockierte das Dienstfahrzeug von Lorenz, der von seinem Chauffeur Werner Sowa ins Büro gebracht werden sollte. Sowa stieg aus, besah den Schaden und wurde niedergeschlagen. Die Geiselnehmer überwältigten Lorenz, machten ihn durch eine Spritze handlungsunfähig und brachten ihn in einen Kellerraum in der Schenkendorfstraße 7 in Kreuzberg, den sie als „Volksgefängnis“ bezeichneten.

Der Chauffeur alarmierte die Polizei, die eine Großfahndung auslöste. Einen Tag später meldeten sich die Entführer, zu deren Ergreifung eine Belohnung von 100000 DM ausgesetzt war, mit einem Bekennerschreiben. Die Deutsche Presse Agentur erhielt ein Polaroid-Foto, das Lorenz mit einem Plakat zeigte, auf dem „Gefangener der Bewegung 2. Juni“ zu lesen war. Die Geiselnehmer forderten im Austausch gegen Lorenz die Freilassung sechs inhaftierter Mitglieder der „Bewegung 2. Juni” und der „Roten Armee Fraktion”: Horst Mahler, Ingrid Siepmann, Rolf Heißler, Rolf Pohle, Verena Becker und Gabriele Kröcher-Tiedemann.

Losungsworte von Heinrich Albertz

Den Ermittlern gelang es nicht, das Versteck des Entführten auszumachen, sodass sich Bundeskanzler Helmut Schmidt entschloss, die Forderungen zu erfüllen. In Begleitung von Pastor Heinrich Albertz, dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister der Stadt, wurden die Genannten bis auf Mahler in den Südjemen ausgeflogen. Als Albertz nach seiner Rückkehr die verabredeten Losungsworte „So ein Tag, so wunderschön wie heute” verlas, gaben die Entführer Lorenz am 4. März frei.

Die Lorenz-Entführung blieb die einzige erfolgreiche Freipressungsaktion bundesdeutscher Linksterroristen. Im Oktober 1980 verurteilte das Berliner Kammergericht die an der Lorenz-Entführung Beteiligten Ralf Reinders, Ronald Fritzsch, Gerald Klöpper, Andreas Vogel und Till Meyer zu mehrjährigen Haftstrafen.

Für Lorenz selbst wurde die Entführung zu einer traumatisierenden Erfahrung. Nach der Einschätzung des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl verlor er viel von seinem Elan. Lorenz starb am 6. Dezember 1987 an einem Herzversagen, kurz vor seinem 65. Geburtstag. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Nikolassee. Sie wurde 1997 als Berliner Ehrengrab gewidmet.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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