„In bin in Liebe geborgen“
Gisela Raff treibt mit 104 Jahren noch regelmäßig Sport
Wie an jedem Mittwoch trifft sich eine Gruppe von Senioren zum gemeinsamen Sporttreiben im Gesundheitspark an der Clayallee. Heute stehen Blumen, Knabberzeug und Gebäck im Kursraum. Es gibt einen Grund zum Feiern: Gisela Raff begeht an diesem 7. Juni ihren 104. Geburtstag – und das bei bester Gesundheit. Die Jubilarin ist „fit wie ein Turnschuh“, was sie in der nächsten Stunde auch unter Beweis stellt.
Fröhlich plaudernd trainiert Gisela Raff an der Kabelzugstation im Fitnessraum des Sport- und Gesundheitsparks auf dem Gelände des ehemaligen Oskar-Helene-Heims. „Es ist ziemlich leicht. Jessica wollte es mir wohl nicht so schwer machen“, sagt die rüstige Seniorin lachend und zieht die fünf Gewichtsblöcke nach oben, als wäre es nichts. Jessica ist die Trainerin der Reha-Sportgruppe. Sie freut sich über die fitte Hochbetagte: „Gisela macht alles mit“, sagt Jessica Körner. Manchmal würde sie mehr machen, als sie sollte. Sie suche die Herausforderung. Am liebsten turne sie aber auf der Matte. Auch hier verblüfft sie mit ihrer Beweglichkeit.
Gisela Raff ist Jahrgang 1919 und wurde kurz nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin-Lichtenberg geboren. Aufgewachsen ist sie in Treptow. „Ich bin eine richtige Ostberliner Pflanze“, erzählt sie vergnügt. Später hat die Familie in Eichwalde ein Haus gebaut und wohnte im Grünen. Heute lebt Gisela Raff in Dahlem, Podbielskiallee. Und das seit 50 Jahren. Seit dem Tod ihres Mannes vor fünf Jahren wohnt sie allein. „Er war ein richtiges Goldstück – ruhig und ausgeglichen“, erinnert sich Gisela an ihren Mann. Die „Hippelige“ sei sie gewesen. „Ja, Gegensätze ziehen sich an“, sagt sie lachend.
Den Haushalt bewältigt sie immer noch weitgehend selbstständig. Ihre Tochter kommt regelmäßig vorbei und kocht manchmal. Einmal in der Woche hilft jemand bei den Einkäufen oder beim Saubermachen. „Meine Wäsche wasche ich selbst. Dazu habe ich ja eine Waschmaschine“, sagt sie verschmitzt. Nur das Aufhängen der Wäsche fällt ihr schwer, weil sie schlecht sieht. Das sei auch ihr einziges Defizit. Aber ja, dafür klappt alles andere noch ganz gut. „Ich laufe jeden Tag mindestens eine halbe bis eine Stunde durch den Park. Entweder mit dem Rollator oder in Begleitung“, erzählt sie. Mit ihrer Tochter, die inzwischen auch schon 67 Jahre alt ist, besucht sie oft das Wirtshaus Moorlake. Dort genießen beide eine gemeinsame „Mutter-Kind-Zeit“.
Bewegung an der frischen Luft und der Kontakt zu anderen Menschen ist für Gisela Raff wichtig und so etwas wie ihr Lebenselexier. „Ich bin schon immer gern gewandert. Früher war ich auch regelmäßig schwimmen“, sagt die aktive Seniorin. In der Sportgruppe ist sie seit 15 Jahren. Dort und in ihrer Kirchengemeinde trifft sie regelmäßig „liebe Menschen“. „Ich bin nicht allein“, sagt sie. Dazu hätte sie schon immer gesund gelebt, nie geraucht und kaum Alkohol getrunken, erklärt sie ihr hohes Alter bei bester Gesundheit. „Ich bin in Liebe geborgen. Das hilft mir gesund zu bleiben.“
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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