Gründerin der Jugendnotmail mit Bundesverdienstkreuz geehrt
Das Kreuz heftete ihr am Mittwoch, 4. März, Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) stellvertretend für Joachim Gauck an. Er würdigte den hohen persönlichen Einsatz Claudine Krauses mit den Worten: "Kindern zu helfen, ist für Sie mehr als eine Profession, es ist eine Berufung."
Die 67-Jährige war lange Jahre Lehrerin in der Schweizerhof-Grundschule und erlebte so auch Probleme ihrer Schüler. An einen Fall erinnert sie sich allerdings ganz besonders gut: "Ein Junge aus der ersten Klasse saß ständig unter dem Tisch und wollte nicht am Unterricht teilnehmen. Schließlich kam heraus, dass er von seinem Vater gezwungen wurde, mit ihm zusammen pornographische Filme anzusehen."
Dieses Erlebnis gab den Ausschlag. Claudine Krause konnte zwar den Kindern ihrer Klasse helfen, aber was war mit den anderen, die Rat und Hilfe suchten? Sie nahm ein Jahr unbezahlten Urlaub und einen Bankkredit auf, um den Verein "jugendundjetzt" mit der Online-Beratungsplattform jugendnotmail zu gründen. "Ich wollte für Kinder und Jugendliche eine unkomplizierte, kostenlose Anlaufstelle schaffen, anonym und deshalb ohne Hemmschwellen."
Start war 2001. Das Konzept ging auf. Bis heute sind deutschlandweit rund 85 000 Notmails eingegangen, Tendenz steigend. Oft genug gab es längere Wartezeiten. Inzwischen müssen die Jugendlichen nur noch zwei bis drei Tage warten, es gibt mehr Berater. Dabei handelt es sich um ehrenamtliche, psychologisch oder sozialpädagogisch geschulte Fachkräfte, die schnelle Hilfe bei Depressionen, Selbstverletzung, Gewalt, Mobbing, Missbrauch und familiären Problemen bieten. Auch Selbstmordankündigungen gab es, die Jugendlichen konnten glücklicherweise davon abgehalten werden, ihr Vorhaben umzusetzen.
Wie wichtig das Angebot ist, zeigen die zahlreichen Dankeschön-Mails. "Ich weiß, dass von gleich an nicht alles gut sein wird, doch vielleicht wird es jetzt besser. Danke für Deine Hilfe! Viele Grüße von Träumchen". Eine weitere Zuschrift rührte Claudine Krause besonders: "Danke, dass Ihr da seid, Ihr seid wie ein Tagebuch, das mit mir spricht."
Der Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge, deshalb ist Krause ständig auf der Suche nach Partnern und Sponsoren. Auch Ehrenamtliche werden immer gebraucht.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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