Patronenhülsen und „Schnitzel-Pilze“
Reinhard von Bronewskis erinnert sich an das Wasserwerk Riemeisterfenn

Reinhard von Bronewski und seine Schwester beim Spielen unterhalb des Wasserwerks Riemeisterfenn.   | Foto: von Bronewski
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  • Reinhard von Bronewski und seine Schwester beim Spielen unterhalb des Wasserwerks Riemeisterfenn.
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Anfang November brannte das Reetdach des ehemaligen Wasserwerks Riemeisterfenn ab. Zwar stand das 1957 errichtete Gebäude seit Jahren leer, war aber ein markanter Blickpunkt oberhalb der Krummen Lanke mitten im Wald. Einer der damit zahlreiche Erinnerungen verbindet ist Reinhard von Bronewski.

„Ich bin fast 71 Jahre alt, kann mich aber noch gut an die Entstehung des Wasserwerks erinnern“, erzählt der gebürtige Zehlendorfer. Als Kind war er auf zahlreichen Spaziergängen mit seinem Großvater im Grunewald, kam oft am Wasserwerk vorbei. „Opa erzählte mir, dass das Haus auch mal bewohnt war, und ich habe ein Foto, auf dem Bettzeug im Fenster zu sehen ist.“ Wer dort gelebt hat, wisse er jedoch nicht.

Auf dem Foto ebenfalls zu sehen ist seine jüngere Schwester Dagmar, vom Bruder liebevoll Dagi genannt. „Für uns Kinder war die Umgebung des Wasserwerks ein Abenteuerspielnplatz“, berichtet von Bronewski. Aber es gab auch Nützliches zu entdecken: „Himbeeren und Brombeeren wuchsen dort und Unmengen von Pilzen, Stein-, Butter- und Birkenpilze. Besonders gefreut haben wir uns über die großen Parasolpilze, die konnte man braten wie ein Schnitzel, man hatte damals ja nicht viel.“ Vom Großvater lernten die beiden Kinder, die essbaren von den giftigen Sorten zu unterscheiden.

Schokolade und Fruchtcocktail

Bevor das Wasserwerk gebaut wurde, hatte das im Südwesten stationierte US-Militär das Gelände für Spiele der etwas anderen Art entdeckt. „Sie nutzten die damals noch kahle Hügelkette für Manöverkämpfe“, erzählt Reinhard von Bronewski. Später wurde das Übungsgelände in Richtung Onkel-Tom-Straße verlegt. Und dort fanden Reinhard und sein Großvater nicht nur Platzpatronenhülsen, sondern lernten auch die Soldaten kennen. „Sie schenkten uns Schokolade und Konservendosen. Darauf stand ,Candy‘, ,Fruitcocktail‘, Peanutbutter‘ und ,Beefsteak‘ “. Zu Hause angekommen, wurde die ungewohnte Kost gleich probiert. „Ich fand es toll, konnte meine Begeisterung kaum bremsen. Mein Interesse an den amerikanischen Soldaten war geweckt.“

Dieses Interesse brachte sogar Taschengeld, denn die Patronenhülsen konnten als Buntmetall an Schrotthändler verkauft werden. Der Erlös wurde in der Welsbaude umgesetzt, einer kleine Bude unterhalb des Wasserwerks, die im Sommer Eis verkaufte. Die Verbindung zu den Amerikanern blieb auch im Erwachsenenleben: von Bronewskis war Polizeibeamter und später bei der US-Militärpolizei tätig.

Das Schicksal des Wasserwerks Riemeisterfenn war schon vor dem Brand besiegelt, der Abriss von den die Berliner Wasserbetrieben (BWB) geplant. Bereits 1995 war das Werk stillgelegt worden. Nur der unterirdische Horizontalfilterbrunnen soll wieder in Betrieb gehen und an das Wasserwerk Beelitzhof angeschlossen werden.

Seit sechs Jahren Leerstand

Von 2007 bis 2012 war der Bau mit dem Reetdach gastronomisch vermietet. Das Waldhaus Ostermann zog ein, später kam das Beumer & Lutum Waldcafé hinzu. Auch daran kann sich Reinhard von Bronewski noch gut erinnern. „Das Gebäude lag im Naturschutzgebiet, konnte mit dem Auto nicht angefahren werden und war für gehbehinderte ältere Bürger so gut wie unerreichbar. Deshalb blieb der Erfolg auf Dauer aus.“

Seit dem Leerstand gab es Sachbeschädigungen, das Werk verfiel mehr und mehr. „Aber es gehörte seit den 1950er-Jahren zu Zehlendorf und der Krummen Lanke irgendwie dazu. Jetzt hat das Feuer ein abruptes Ende gesetzt“, bedauert Reinhard von Bronewski. Er hat die Ruine mehrfach fotografiert. Die letzte Aufnahme vor dem Brand stammt von 2017 als Schwester Dagi aus Köln zu Besuch war. „Sie wollte nach langer Zeit unbedingt wieder mal zum Wasserwerk.“

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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