Abgelegener und schäbiger Standort: Bronzebüste Ernst Reuters soll in die Rathaus-Eingangshalle
Zehlendorf. Versteckt und meistens nur per Zufall zu entdecken: die Marmor-stele mit dem Bronzekopf Ernst Reuters im Anbau E des Rathauses Zehlendorf. Sie soll einen repräsentativen Standort erhalten.
Auf der jüngsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) stellten die Fraktionen von SPD und CDU den Antrag, die Stele in die Eingangshalle des Rathauses an der Kirchstraße zu versetzen. Der dunkle, abgelegene und schäbige Standort in dem verfallenden Anbau werde der herausragenden historischen Bedeutung Ernst Reuters nicht gerecht.
Reuter war einer der wichtigsten sozialdemokratischen Politiker der Nachkriegszeit. Gemeinsam mit den amerikanischen Alliierten unter General Lucius D. Clay habe er die Berliner Blockade bewältigt.
Ernst Reuter (1889-1953) wurde 1947 zum Oberbürgermeister Berlins gewählt, wurde von den Sowjets aber nicht anerkannt. An seiner Stelle führte die SPD-Politikerin Louise Schröder die Geschäfte des Oberbürgermeisters. Am 5. Dezember 1948 wählte die Bevölkerung der Westsektoren eine neue Stadtverordnetenversammlung. Der SPD gelang mit 64,5 Prozent ein überragender Wahlsieg. Am 7. Dezember wurde Reuter von der Stadtverordnetensammlung einstimmig zum Oberbürgermeister gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne. Seit Einführung der Berliner Verfassung vom 1. September 1950 führte Reuter den Titel Regierenden Bürgermeister von Berlin.
Auf der an der Marmorstele angebrachten Plakette mit den Daten Reuters ist übrigens auch zu lesen, dass er seit 1946 Zehlendorfer Bürger war. Er wohnte in der Bülowstraße 33.
Die Büste ist nach einem Zementguss von Erich F. Reuter (1911-1997) gefertigt. Er gilt als einer der bekanntesten Bildhauer der Nachkriegszeit und ist trotz der Namensgleichheit nicht mit Ernst Reuter verwandt. Anlässlich eines Senatswettbewerbes 1954 reichte Reuter den Zementguss ein. 1958 vergab der Senat den Auftrag für zwei Bronzeabgüsse. Einer steht im Rathaus Zehlendorf, der zweite im Roten Rathaus in Mitte.
In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Haushalt, Personal und Verwaltungsmodernisierung wird unter Mitberatung des Ausschusses für Hochbau-, Gebäude- und IT-Verwaltung über den Antrag entschieden. uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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