Gedenkstele soll an den Zehlendorfer Politiker Richard Draemert erinnern

Ingrid Reimann kämpft dafür, dass der Platz vor dem U-Bahnhof Onkel Toms Hütte nach ihrem Großvater Richard Draemert benannt wird.
  • Ingrid Reimann kämpft dafür, dass der Platz vor dem U-Bahnhof Onkel Toms Hütte nach ihrem Großvater Richard Draemert benannt wird.
  • hochgeladen von Christian Sell

Zehlendorf. Die Bezirksverordnetenversammlung ist sich einig: Der Platz vor dem U-Bahnhof Onkel Toms Hütte an der Onkel-Tom-Straße soll nach Richard Draemert benannt werden. Auch dessen Enkelin, Ingrid Reimann, wünscht sich das. Ob es dazu kommen wird, ist mehr als fraglich.

„Eine Umbenennung ist nicht möglich, da der Platz bereits die Bezeichnung ,Onkel-Tom-Straßen-Brücke‘ trägt“, erläuterte Stadträtin Maren Schellenberg (B’90/Grüne) auf der jüngsten BVV-Sitzung. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen habe erklärt, dass die Endung „Brücke“ verwendet werden müsse, wenn die Fläche wie im vorliegenden Fall zu einer Brückenkonstruktion gehöre. Schellenberg weiter: „Die Senatsverwaltung sieht keine Veranlassung, die Bezeichnung zu ändern.“

Als Alternative schlägt die Stadträtin nun vor, auf dem Platz eine Gedenkstele für Richard Draemert aufzustellen. Die BVG habe grundsätzlich nichts dagegen. Eine Stele wäre zwar auch für Draemerts Enkelin Ingrid Reimann eine Lösung, allerdings nicht die erste Wahl. „Eine Platzbenennung wäre dauerhaft, eine Stele muss ja auch gepflegt werden, das kostet wiederum“, sagte sie im Gespräch mit der Berliner Woche. „Natürlich könnte auf der Stele mehr Text stehen, das hat einen gewissen Charme.“ 

Aufgeben will sie aber noch nicht. Seit Jahren setzt sie sich für die Platzbenennung nach ihrem Großvater ein, über dessen Leben und Verdienste sie 2013 ein Buch geschrieben hat. „Er hat sehr viel für Zehlendorf getan. Das muss doch wertgeschätzt werden.“ Für Reimann wäre der Platz vor dem U-Bahnhof Onkel Toms Hütte der beste Ort, den Namen ihres Großvaters zu tragen. Sie verweist auf einen Absatz im Amtsblatt für Berlin, nach dem eine Umbenennung möglich ist, wenn es sich um den Namen einer Person handelt, deren Wirken von herausragender Bedeutung war. Sie zweifelt, dass der Bezirk sich dafür ausreichend eingesetzt hat.

Und selbst das Aufstellen einer Stele hängt noch von der Finanzierung ab. Rund 3000 Euro wird sie kosten. Die Bürgerstiftung Steglitz-Zehlendorf will sich für das Projekt einsetzen, Benefizaktionen organisieren, Geschäftsleute in der Nachbarschaft und Bezirksverordnete auf Unterstützung ansprechen. „Wir planen auch Lesungen mit Ingrid Reimann im Heimatmuseum Steglitz“, sagt die Stiftungsvorsitzende Karin Lau. „Unser Ziel ist, dass die Stele zum 61. Todestag Draemerts 2018 steht.“ Maren Schellenberg begrüßt die Sponsoring-Idee. Sie hofft, aus dem Bezirkshaushalt Geld beisteuern zu können. „Wir schauen, ob eine Mischfinanzierung möglich ist.“

Zum 60. Todestag von Richard Draemert am Sonnabend, 5. August, lädt die SPD-Abteilung Krumme Lanke von 11 bis 15 Uhr zu einem Nachbarschaftsfest auf den Platz ein. Die Abteilungsvorsitzende Ulrike Wöhning: „Wir stellen ein Pappschild mit einem Text zu Draemert auf, verteilen Flyer und haben einen Info-Stand.“ uma

Ein Politikerleben für Zehlendorf

Richard Draemert (1880-1957) war Stadt- und gleichzeitig Bezirksverordneter der SPD in Zehlendorf. In den 1920er-Jahren setzte er sich maßgeblich für die Weiterführung der U-Bahn vom Thielplatz nach Krumme Lanke ein sowie für den Bau der Onkel-Tom-Siedlung. Er kam ins Gefängnis Plötzensee, überlebte das KZ Sachsenhausen, war nach dem Krieg wieder Bezirksverordneter in Zehlendorf und erhielt 1955 die Ehrung als Stadtältester von Berlin. Draemert wohnte zeit seines Lebens in Zehlendorf, zuletzt in der Riemeisterstraße.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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