Gesundheitsausschuss lehnt Drogenkonsumraum ab
Steglitz-Zehlendorf. Einen Drogenkonsumraum wird es in naher Zukunft im Bezirk nicht geben. Den entsprechenden Antrag der Piraten-Fraktion lehnte jetzt der Ausschuss für Gesundheit und Gleichstellung ab.
In der Sitzung erläuterte die Geschäftsführerin des Vereins Fixpunkt, Astrid Leicht, dass es in Neukölln weitaus mehr Drogenkonsumenten gebe als in Steglitz-Zehlendorf. Laut der Berliner Suchthilfestatistik gab es 2013 in Steglitz-Zehlendorf 410 Fälle, in denen es um illegale Drogen ging. Die Zahl liegt deutlich unter der in Neukölln, wo es 1316 von berlinweit 10 765 Fälle gab. Daher sei in Neukölln die Einrichtung eines Konsumraums viel notwendiger. Für den Südwesten schlug sie stattdessen das Aufstellen eines Spritzenautomaten vor. 18 davon gibt es bereits in Berlin. Sie stehen in Charlottenburg, Schöneberg, Neukölln, Kreuzberg, Mitte, Friedrichshain, Spandau, Wedding, Marzahn und Hellersdorf.
Der Fixpunkt, der vom Land Berlin, dem Bund und die EU finanziert wird, betreibt bisher zwei Drogenkonsumräume in Berlin, in Moabit und in Kreuzberg. In den Drogenkomsumräumen erhalten Abhängige die Möglichkeit, ihre Drogen unter medizinischer Aufsicht zu nehmen, es gibt Soforthilfe bei Überdosierung sowie Beratungen und die Vermittlung weiterführender Hilfen. Ein vom Senat finanzierter Drogenkonsumraum kostet rund 250 000 Euro im Jahr, ein Spritzenautomat 2500 Euro. Aufstellung und Betrieb der Automaten amortisierten sich durch den Spritzbesteck-Verkauf von 50 Cent bis ein Euro je Schachtel, erklärte Leicht auf Nachfrage der Berliner Woche.
Die Piraten-Fraktion möchte nun eine Spritzenbox in der Nähe des S- und U-Bahnhofs Steglitz aufstellen. In den Toiletten im Rathaus Steglitz wurde im Frühjahr mit Drogen gehandelt. Die SPD-Fraktion unterstützt den Vorschlag.
Pirat Georg von Boroviczény plädiert trotzdem dafür, weiterhin zu prüfen, ob im Bezirk ein Konsumraum eingerichtet werden kann. „Der ganze Süden Berlins ist in dieser Hinsicht unterversorgt.“ In Steglitz-Zehlendorf werde unterschätzt beziehungsweise sei gar nicht bekannt, wie hoch der Drogenkonsum sei und wo er stattfinde. Es gebe einschlägig bekannte Orte: Rund ums Rathaus Steglitz, am S-Bahnhof Schlachtensee, auch Ecken in Lankwitz und Lichterfelde-Süd. „Aber was ist mit den Kids in den finanziell besser gestellten Vierteln?“, fragt Boroviczény. Die hätten mehr Geld für Drogen als Altersgenossen in anderen Wohngegenden. Wie viel konsumiert wird, sei nicht zu überprüfen.
Astrid Leicht von Fixpunkt bestätigt: „Gerade in Steglitz-Zehlendorf muss man von jüngeren Konsumenten ausgehen, die noch zu Hause wohnen, sozial integriert sind und ihren Drogenverbrauch verbergen können.“ uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.