Stele soll an die Entführung von Peter Lorenz 1975 in Zehlendorf erinnern
Zehlendorf. Eine Informationsstele an der Ecke Quermatenweg und Ithweg soll künftig über die Entführung von Peter Lorenz durch die Bewegung 2. Juni im Februar 1975 informieren.
Peter Lorenz war am 27. Februar 1975 auf dem Weg zur Arbeit, als sein Chauffeur an der Ecke Quermatenweg und Ithstraße zum Halten gezwungen wurde. Der Fahrer wurde niedergeschlagen, Lorenz entführt und in einen Keller in der Schenkendorfstraße 7 in Kreuzberg gebracht.
Am nächsten Tag erhielt die Deutsche Presseagentur ein Polaroid-Foto, das den Entführten mit dem Schild „Peter Lorenz – Gefangener der Bewegung 2. Juni“ zeigte. Die Entführer verlangten die Freilassung von inhaftierten Gesinnungsgenossen. Die Bundesregierung ging auf die Forderungen ein, und Lorenz wurde am 4. März 1975 freigelassen.
Lorenz war 1975 Landesvorsitzender der CDU, Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses und Herausforderer des Regierenden Bürgermeisters Klaus Schütz (SPD). Er verbrachte mehrere Tage als Gefangener in einem Kreuzberger Kellerverlies. „Sein Foto mit dem umgehängten Schild ist in das kollektive Geschichtsbild der Berliner Nachkriegszeit eingebrannt“, heißt es in einem Antrag der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung. 2017 sei für das Gedenken an Peter Lorenz ein besonderes Jahr, denn er wäre 95 Jahre alt geworden, zudem jähre sich sein Todestag zum 30. Mal.
Mit der Stele möchte die CDU-Fraktion aber nicht nur an die Person Peter Lorenz erinnern, sondern auch die Hintergründe des RAF-Terrors beleuchten. Die Bewegung 2. Juni war kein Kommando der Roten Armee Fraktion (RAF), sondern eine eigenständige terroristische Gruppe. Gebildet hatte sich die Bewegung 2. Juni Ende der 60er-Jahre in Berlin, ihr Name erinnerte an den Tag, als der Student Benno Ohnesorg 1967 bei Protesten gegen den Schah-Besuch von dem Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen wurde.
Peter Lorenz unterlag letztlich bei den Berlin-Wahlen 1975 dem Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz. Er wurde aber Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses und blieb es bis 1980. Zudem war er von 1980 bis zu seinem Tod 1987 Mitglied des deutschen Bundestages.
Über seine Gefühle während der Entführung hat die Konrad-Adenauer-Stiftung die Worte festgehalten: „Ich hatte Gottvertrauen, aber natürlich auch Angst.“ uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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