Im 35. Jahr sucht der Zehlendorfer Kulturverein Verjüngung
Literatur, Geschichte und Musik, Wirtschaft, Literatur oder englische Konversation - das Themenfeld des Zehlendorfer Kulturvereins (ZKV) ist weit gesteckt. Jeden Monat treffen sich seine Mitglieder zu Vorträgen zu einen interessanten Thema. Zehn Arbeitskreise des gut 80 Mitglieder starken Vereins widmen sich dann aktuellen Fragen oder auch Grundsätzlicherem. "Es gibt mehr Frauen als Männer im Verein", sagt Konrad von der Gablentz, der 1990 den Vorsitz übernahm, "und mehr alte als junge." Das Durchschnittsalter im Kulturverein liegt heute bei über 70 Jahren.Gegründet wurde der gemeinnützige Verein 1978 von sozialdemokratischen Intellektuellen in Nikolassee, die sich von der linksextremen Studentenschaft distanzieren wollten. Einer der "Gründerväter" war SFB-Redakteur Rainer Kabel, ein bekannter Kritiker, dessen Witwe heute noch im Vorstand mitarbeitet. "Öffnet Eure Zauntore und überwindet grüne Grenzen", war das Motto der Vereinsgründer, die an eine Gewohnheit der Nachkriegszeit anknüpfen wollten. Bis 1949, so Gablentz, gab es in den Berliner Bezirken etliche kulturelle Vereinigungen.
Zu den Arbeitskreisen treffen sich bis zu 20 Vereinsmitglieder in Privathäusern. Gesamtveranstaltungen für die Öffentlichkeit fanden früher im Literarischen Colloquium und im Gemeindesaal der Kirche Nikolassee statt. Heute trifft man sich im Hertha-Müller-Haus in der Argentinischen Allee 89. Die nächste am 18. Februar um 19.30 Uhr beschäftigt sich mit Janusz Korczak und Stefania Wilczynska, die während der Besatzung in Warschau ein Waisenhaus führten, bis deutsche Reichsbeamte sie 1942 mit den Kindern in das Vernichtungslager Treblinka deportierten.
Neu im Kulturverein ist seit einigen Jahren der Arbeitskreis "Wirtschaft und Finanzen", der von Dirk Müllensiefen geleitet wird. Der promovierte Ökonom hat damit frischen Wind in den Kulturverein gebracht, bei dem Wirtschaftsthemen vorher eher stiefmütterlich behandelt wurden.
Auch thematische Ausflüge bietet der ZKV, etwa in das Deutsch-russische Museum nach Karlshorst oder nach Protzen am früheren Pilgerweg Richtung Wilsnack. Gablentz selbst leitet den Geschichtskreis und hat gerade ein Buch über die Kontinuität der deutschen Gesellschaft von Weimar bis zu Adenauer geschrieben. Es bleibt also auch künftig viel Stoff für Diskussionen.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
Kommentare