Diskussion um künftiges Flüchtlingsdorf an der Potsdamer Chaussee verlief kontrovers
Die reinen Fakten waren schnell erklärt. Ursprünglich sollte die Gemeinschaftsunterkunft am Osteweg in Lichterfelde errichtet werden. Das Grundstück war mit 5000 Quadratmetern jedoch zu klein. Zudem sei es zu nahe am Ostpreußendamm gelegen, erklärte Stefan Thiel vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Dort entsteht ebenfalls eine Flüchtlingsunterkunft.
Das Areal an der Potsdamer Chaussee, das der Bezirk als Eigentümer alternativ anbot, hat 25 000 Quadratmeter. Auf 18 000 Quadratmeter entsteht das Containerdorf für 340 Menschen. Die Unterkunft ist für fünf, höchstens zehn Jahre geplant.
Die Entscheidung über die Betreibergesellschaft fällt demnächst. Perspektivisch soll das Gelände an eine Wohnungsbaugesellschaft veräußert werden.
Im Publikum gab es Fragen zur Herkunft der Asylbewerber, bestimmt seien wieder Wirtschaftsflüchtlinge dabei. Laut Thiel kommen die meisten derzeit aus Syrien, Eritrea, Irak und Afghanistan. Die Welle aus Bosnien und dem Kosovo sei abgeebbt. Auch herbe Kritik wurde laut. "Im Bezirk verfallen die Schulen, die Situation in den Bürgerämtern ist katastrophal, aber für Flüchtlingsunterkünfte ist Geld da", sagte eine Frau. "Sie müssen sich nicht wundern, wenn Unmut aufkommt."
Es seien einfach zu viele Flüchtlinge. So die Meinung vieler im Publikum. "In Europa nehmen einige Staaten überhaupt keine Flüchtlinge auf, aber zu uns kann jeder kommen", erklärte ein Mann. Was die empörte Antwort eines anderen zur Folge hatte: "Kein Flüchtling kommt ohne existentielle Not."
"Wie gewährleisten Sie, dass in fünf Jahren nicht Zustände wie im Görlitzer Park herrschen?", wollte ein aufgebrachter Teilnehmer wissen. Ein anderer sorgte sich um seine Laube in der Nähe der Unterkunft. Sven Heinrich, Leiter der Polizeidirektion 43, versuchte zu beruhigen: "Es gibt stadtweit 69 Standorte mit Flüchtlingsunterkünften, bisher hat sich nirgends ein Kriminalitätsschwerpunkt entwickelt."
Es gab aber auch positive Stimmen von Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern und nur gute Erfahrungen gemacht haben. Was Thomas Mampel vom Stadtteilzentrum Steglitz bestätigten konnte: "Bei Kontakten lösen sich Befürchtungen schnell in Luft auf." Das zeige sich auch im vor einem Jahr gegründeten Willkommensbündnis, das inzwischen 900 Menschen unterstützen. Rund 200 von ihnen sind ehrenamtlich aktiv. "Öffnen Sie ihre Arme und Herzen", appellierte er.
Gerald Saathoff, Leiter des Mittelhofs, wies darauf hin, dass es weitere Informationen für die Anwohner geben werde. Wer will, kann sich auch in den E-Mail-Verteiler aufnehmen lassen: fluechtlingseinrichtung@mittelhof.org.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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