Gesprächsgruppen treffen sich seit 20 Jahren
Rosemarie Drenhaus-Wagner heißt die Frau, die Anfang der 90-er-Jahre den Stein ins Rollen brachte. Die gelernte Altenpflegerin betreute bereits Demenz- und Alzheimer-Patienten. "Ich merkte, dass ich einen guten Draht zu ihnen hatte und schnell Zugang zu den Angehörigen fand", erzählt sie.
"Mein Anliegen war, die Pflegenden zu unterstützen, die oftmals allein mit ihrer Belastung bleiben". Die Idee einer Gesprächsgruppe war geboren. Im Mittelhof rannte Drenhaus-Wagner offene Türen ein. "Natürlich waren wir interessiert, schließlich ist es uns ein Hauptanliegen, Selbsthilfegruppen zu fördern", sagt Petra Glasmeyer von der Selbsthilfekontaktstelle im Mittelhof.
So konnten 1994 die ersten Treffen stattfinden. Drei Jahre später wurde aus der AAI ein Verein. "Am Anfang hatten wir 35 Mitglieder, heute sind es über 700", sagt Drenhaus-Wagner, die auch erste Vorsitzende des Vereins ist und für ihr Engagement viele Preise und 2001 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hat.
Während die Kranken von Fachkräften betreut werden, sprechen die Angehörigen miteinander. Sie können sich in einem geschützten Rahmen austauschen. "Sie brauchen ein Ventil, manche sind wütend, andere weinen - es wird aber auch gelacht", erzählt Drenhaus-Wagner, die auch in Wedding, Mitte und Reinickendorf Demenzkranke und Angehörige betreut. "Schön ist, dass sich auch außerhalb der Gruppentreffen Kontakte gebildet haben, Freundschaften sind entstanden, kleine Netzwerke." Auch Neue seien immer willkommen: "Sie werden einfühlsam aufgenommen."
Zum Angebot der AAI gehören auch betreute Urlaube für Demenzkranke. In einem dieser Urlaube, während eines Bunten Abends, entdeckte Rosemarie Drenhaus-Wager, wie viel Spaß die Kranken an Musik und Tanz hatten - beides wirkt nachweislich positiv bei Demenz. Zur Gründung des Alzheimer-Tanzcafés im Mittelhof 2001, dem ersten in Berlin, war es nur noch ein Schritt. Fast unglaublich sei es, zu erleben, wie Menschen, die sich nur noch langsam an Stöcken bewegen, plötzlich zu tanzen beginnen. Eine 100-Jährige sei schon dabei gewesen, ein Ehepaar, das sich beim Tanzen wieder als Paar erlebt habe, wie früher, vor der Krankheit des Partners. "Ich könnte manchmal heulen, wenn ich so etwas sehe", sagt Petra Glasmeyer.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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